Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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176 KAPITEL 8. RECHT, RELIGION, KRIEGSWESEN, . . .<br />
kleineren Heerabteilungen schon bei den späteren griechischen Strategen, namentlich<br />
bei Xenophon begegnen, so folgt daraus nur, daß man die Mangelhaftigkeit des<br />
alten Systems auch hier empfunden, aber doch nicht vermocht hat, sie zu beseitigen.<br />
Vollständig entwickelt erscheint die Manipularlegion im Pyrrhischen Kriege;<br />
wann und unter welchen Umständen und ob sie auf einmal oder nach und nach<br />
entstanden ist, läßt sich nicht mehr nachweisen. Die erste von der älteren italischhellenischen<br />
gründlich verschiedene Taktik, die den Römern gegenübertrat, war<br />
die keltische Schwerterphalanx; es ist nicht unmöglich, daß man durch die Gliederung<br />
der Armee und die Frontalintervalle der Manipel ihren ersten und allein<br />
gefährlichen Stoß abwehren wollte und abgewehrt hat; und damit stimmt es zusammen,<br />
wenn in manchen einzelnen Notizen der bedeutendste römische Feldherr der<br />
Gallierzeit, Marcus Furius Camillus, als Reformator des römischen Kriegswesens<br />
erscheint. Die weiteren an den Samnitischen und Pyrrhischen Krieg anknüpfenden<br />
Überlieferungen sind weder hinreichend beglaubigt noch mit Sicherheit einzureihen<br />
5 ; so wahrscheinlich es auch an sich ist, daß der langjährige samnitische Bergkrieg<br />
auf die individuelle Entwicklung des römischen Soldaten, und der Kampf<br />
gegen einen der ersten Kriegskünstler aus der Schule des großen Alexander auf<br />
die Verbesserung des Technischen im römischen Heerwesen nachhaltig eingewirkt<br />
hat.<br />
In der Volkswirtschaft war und blieb der Ackerbau die soziale und politische<br />
Grundlage sowohl der römischen Gemeinde als des neuen italischen Staates. Aus<br />
den römischen Bauern bestand die Gemeindeversammlung und das Heer; was sie<br />
als Soldaten mit dem Schwerte gewonnen hatten, sicherten sie als Kolonisten mit<br />
dem Pfluge. Die Überschuldung des mittleren Grundbesitzes führte die furchtbaren<br />
inneren Krisen des dritten und vierten Jahrhunderts herbei, an denen die junge<br />
Republik zugrunde gehen zu müssen schien; die Wiedererhebung der latinischen<br />
Bauernschaft, welche während des fünften teils durch die massenhaften Landanweisungen<br />
und Inkorporationen, teils durch das Sinken des Zinsfußes und die steigende<br />
Volksmenge Roms bewirkt ward, war zugleich Wirkung und Ursache der<br />
5 Nach der römischen Tradition führten die Römer ursprünglich viereckige Schilde; worauf sie<br />
von den Etruskern den runden Hoplitenschild (clupeus, ���í�)von den Samniten den späteren viereckigen<br />
Schild (scutum, ����´��) und den Wurfspeer (veru) entlehnten (Diodor. Vat. fr. p. 54; Sall.<br />
Catil. 51, 38; Verg. Aen. 7, 665; Fest. v. Samnites p. 327 Müller und die bei Marquardt, Handbuch,<br />
Bd. 3, 2, S. 241 angeführten). Allein daß der Hoplitenschild, das heißt die dorische Phalangentaktik<br />
nicht den Etruskern, sondern den Hellenen unmittelbar nachgeahmt ward, darf als ausgemacht gelten.<br />
Was das Scutum anlangt, so wird dieser große zylinderförmig gewölbte Lederschild allerdings wohl<br />
an die Stelle des platten kupfernen Clupeus getreten sein, als die Phalanx in Manipel auseinandertrat;<br />
allein die unzweifelhafte Herleitung des Wortes aus dem Griechischen macht mißtrauisch gegen die<br />
Herleitung der Sache von den Samniten. Von den Griechen kam den Römern auch die Schleuder<br />
(funda aus �����´���, wie fides aus ��í��, oben). Das Pilum gilt den Alten durchaus als römische<br />
Erfindung.