Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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72 KAPITEL 4. STURZ DER ETRUSKISCHEN MACHT, DIE KELTEN<br />
Rom kapitulierte und trat im Frieden (angeblich 247 507) nicht bloß alle Besitzungen<br />
am rechten Tiberufer an die nächstliegenden tuskischen Gemeinden ab und gab<br />
also die ausschließliche Herrschaft über den Strom auf, sondern lieferte auch dem<br />
Sieger seine sämtlichen Waffen aus und gelobte, fortan des Eisens nur zur Pflugschar<br />
sich zu bedienen. Es schien, als sei die Einigung Italiens unter tuskischer<br />
Suprematie nicht mehr fern.<br />
Allein die Unterjochung, womit die Koalition der etruskischen und karthagischen<br />
Nation die Griechen wie die Italiker bedroht, ward glücklich abgewendet<br />
durch das Zusammenhalten der durch Stammverwandtschaft wie durch die gemeinsame<br />
Gefahr aufeinander angewiesenen Völker. Zunächst fand das etruskische<br />
Heer, das nach Roms Fall in Latium eingedrungen war, vor den Mauern von Aricia<br />
die Grenze seiner Siegesbahn durch die rechtzeitige Hilfe der den Aricinern zur<br />
Hilfe herbeigeeilten Kymäer (248 506). Wir wissen nicht, wie der Krieg endigte,<br />
und namentlich nicht, ob Rom schon damals den verderblichen und schimpflichen<br />
Frieden zerriß; gewiß ist nur, daß die Tusker auch diesmal auf dem linken Tiberufer<br />
sich dauernd zu behaupten nicht vermochten.<br />
Bald ward die hellenische Nation zu einem noch umfassenderen und noch entscheidenderen<br />
Kampf gegen die Barbaren des Westens wie des Ostens genötigt. Es<br />
war um die Zeit der Perserkriege. Die Stellung der Tyrier zu dem Großkönig führte<br />
auch Karthago in die Bahnen der persischen Politik – wie denn selbst ein Bündnis<br />
zwischen den Karthagern und Xerxes glaubwürdig überliefert ist – und mit den<br />
Karthagern die Etrusker. Es war eine der großartigsten politischen Kombinationen,<br />
die gleichzeitig die asiatischen Scharen auf Griechenland, die phönikischen auf<br />
Sizilien warf, um mit einem Schlag die Freiheit und die Zivilisation vom Angesicht<br />
der Erde zu vertilgen. Der Sieg blieb den Hellenen. Die Schlacht bei Salamis<br />
(274 der Stadt 480) rettete und rächte das eigentliche Hellas; und an demselben<br />
Tag – so wird erzählt – besiegten die Herren von Syrakus und Akragas, Gelon und<br />
Theron, das ungeheure Heer des karthagischen Feldherrn Hamilkar, Magos Sohn,<br />
bei Himera so vollständig, daß der Krieg damit zu Ende war und die Phöniker,<br />
die damals noch keineswegs den Plan verfolgten, ganz Sizilien für eigene Rechnung<br />
sich zu unterwerfen, zurückkehrten zu ihrer bisherigen defensiven Politik.<br />
Noch sind von den großen Silberstücken erhalten, welche aus dem Schmuck der<br />
Gemahlin Gelons, Damareta, und anderer edler Syrakusanerinnen für diesen Feldzug<br />
geschlagen wurden, und die späteste Zeit gedachte dankbar des milden und<br />
tapferen Königs von Syrakus und des herrlichen, von Simonides gefeierten Sieges.<br />
Die nächste Folge der Demütigung Karthagos war der Sturz der Seeherrschaft<br />
ihrer etruskischen Verbündeten. Schon Anaxilas, der Herr von Rhegion und Zankte,<br />
hatte ihren Kapern die sizilische Meerenge durch eine stehende Flotte gesperrt<br />
(um 272 482); einen entscheidenden Sieg erfochten bald darauf die Kymäer und<br />
Hieron von Syrakus bei Kyme (280 474) über die tyrrhenische Flotte, der die Kar-