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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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rechnen auf den Beistand der kleinen sabellischen Völkerschaften, der Vestiner,<br />

Frentaner, Marruciner und anderer kleinerer Gaue, die in bäuerlicher Abgeschiedenheit<br />

zwischen ihren Bergen wohnten, aber nicht taub waren, wenn der Aufruf<br />

eines verwandten Stammes sie mahnte, zur Verteidigung der gemeinsamen Güter<br />

die Waffen zu ergreifen. Wichtiger wäre der Beistand der kampanischen und<br />

großgriechischen Hellenen, namentlich der Tarentiner, und der mächtigen Lucaner<br />

und Brettier gewesen; allein teils die Schlaffheit und Fahrigkeit der in Tarent<br />

herrschenden Demagogen und die Verwicklung der Stadt in die sizilischen Angelegenheiten,<br />

teils die innere Zerrissenheit der lucanischen Eidgenossenschaft, teils<br />

und vor allem die seit Jahrhunderten bestehende tiefe Verfehdung der unteritalischen<br />

Hellenen mit ihren lucanischen Bedrängern ließen kaum hoffen, daß Tarent<br />

und Lucanien gemeinschaftlich sich den Samniten anschließen würden. Von den<br />

Sabinern und den Marsern als den nächsten und seit langem in friedlichem Verhältnis<br />

mit Rom lebenden Nachbarn der Römer war wenig mehr zu erwarten als<br />

schlaffe Teilnahme oder Neutralität; die Apuler, die alten und erbitterten Gegner<br />

der Sabeller, waren die natürlichen Verbündeten der Römer. Daß dagegen die fernen<br />

Etrusker, wenn ein erster Erfolg errungen war, dem Bunde sich anschließen<br />

würden, ließ sich erwarten, und selbst ein Aufstand in Latium und dem Volskerund<br />

Hernikerland lag nicht außer der Berechnung. Vor allen Dingen aber mußten<br />

die Samniten, die italischen Ätoler, in denen die nationale Kraft noch ungebrochen<br />

lebte, vertrauen auf die eigene Kraft, auf die Ausdauer im ungleichen Kampf, welche<br />

den übrigen Völkern Zeit gab zu edler Scham, zu gefaßter Überlegung, zum<br />

Sammeln der Kräfte; ein einziger glücklicher Erfolg konnte alsdann die Kriegsund<br />

Aufruhrsflammen rings um Rom entzünden. Die <strong>Geschichte</strong> darf dem edlen<br />

Volke das Zeugnis nicht versagen, daß es seine Pflicht begriffen und getan hat.<br />

Mehrere Jahre schon währte der Hader zwischen Rom und Samnium infolge<br />

der beständigen Übergriffe, die die Römer sich am Liris erlaubten und unter denen<br />

die Gründung von Fregellae 426 (328) der letzte und wichtigste war. Zum Ausbruch<br />

des Kampfes aber gaben die Veranlassung die kampanischen Griechen. Seitdem<br />

Cumae und Capua römisch geworden waren, lag den Römern nichts so nahe<br />

wie die Unterwerfung der Griechenstadt Neapolis, die auch die griechischen Inseln<br />

im Golf beherrschte, innerhalb des römischen Machtgebiets die einzige noch nicht<br />

unterworfene Stadt. Die Tarentiner und Samniten, unterrichtet von dem Plane der<br />

Römer, sich der Stadt zu bemächtigen, beschlossen, ihnen zuvorzukommen; und<br />

wenn die Tarentiner nicht sowohl zu fern als zu schlaff waren, um diesen Plan auszuführen,<br />

so warfen die Samniten in der Tat eine starke Besatzung hinein. Sofort<br />

erklärten die Römer dem Namen nach den Neapoliten, in der Tat den Samniten den<br />

Krieg (427 327) und begannen die Belagerung von Neapolis. Nachdem dieselbe eine<br />

Weile gewährt hatte, wurden die kampanischen Griechen des gestörten Handels<br />

und der fremden Besatzung müde; und die Römer, deren ganzes Bestreben darauf

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