09.11.2012 Aufrufe

Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

143<br />

da sie weder dazu gelangten, an den schroffen und sumpfigen Flußufern, wo sie<br />

gezwungen wurden, das Gefecht anzunehmen, ihre Linie zu entwickeln, noch Reiterei<br />

und Elefanten ins Gefecht zu bringen. Am zweiten Tage kam dagegen Pyrrhos<br />

den Römern in der Besetzung des durchschnittenen Terrains zuvor und erreichte so<br />

ohne Verlust die Ebene, wo er seine Phalanx ungestört entfalten konnte. Vergeblich<br />

stürzten sich die Römer verzweifelten Muts mit ihren Schwertern auf die Sarissen;<br />

die Phalanx stand unerschütterlich jedem Angriff von vorn, doch vermochte<br />

auch sie es nicht, die römischen Legionen zum Weichen zu bringen. Erst als die<br />

zahlreiche Bedeckung der Elefanten die auf den römischen Streitwagen fechtende<br />

Mannschaft durch Pfeile und Schleudersteine vertrieben und der Bespannung<br />

die Stränge zerschnitten hatte und nun die Elefanten gegen die römische Linie anprallten,<br />

kam dieselbe ins Schwanken. Das Weichen der Bedeckungsmannschaft<br />

der römischen Wagen gab das Signal zur allgemeinen Flucht, die indes nicht sehr<br />

zahlreiche Opfer kostete, da das nahe Lager die Verfolgten aufnahm. Daß während<br />

des Haupttreffens ein von der römischen Hauptmacht abgesondertes arpanisches<br />

Korps das schwach besetzte epeirotische Lager angegriffen und in Brand gesteckt<br />

habe, meldet nur der römische Schlachtbericht; wenn es aber auch richtig ist, so<br />

haben doch die Römer auf alle Fälle mit Unrecht behauptet, daß die Schlacht unentschieden<br />

geblieben sei. Beide Berichte stimmen vielmehr darin überein, daß das<br />

römische Heer über den Fluß zurückging und Pyrrhos im Besitz des Schlachtfeldes<br />

blieb. Die Zahl der Gefallenen war nach dem griechischen Berichte auf römischer<br />

Seite 6000, auf griechischer 3505 3 ; unter den Verwundeten war der König selbst,<br />

dem ein Wurfspieß den Arm durchbohrt hatte, während er wie immer im dichtesten<br />

Getümmel kämpfte. Wohl war es ein Sieg, den Pyrrhos erfochten hatte, aber es waren<br />

unfruchtbare Lorbeeren; als Feldherrn wie als Soldaten machte der Sieg dem<br />

König Ehre, aber seine politischen Zwecke hat er nicht gefördert. Pyrrhos bedurfte<br />

eines glänzenden Erfolges, der das römische Heer auflöste und den schwankenden<br />

Bundesgenossen die Gelegenheit und den Anstoß zum Parteiwechsel gab; da aber<br />

die römische Armee und die römische Eidgenossenschaft ungebrochen geblieben<br />

und das griechische Heer, das nichts war ohne seinen Feldherrn, durch dessen Verwundung<br />

auf längere Zeit angefesselt ward, mußte er wohl den Feldzug verloren<br />

geben und in die Winterquartiere gehen, die der König in Tarent, die Römer diesmal<br />

in Apulien nahmen. Immer deutlicher offenbarte es sich, daß militärisch die<br />

Hilfsquellen des Königs den römischen ebenso nachstanden, wie politisch die lose<br />

und widerspenstige Koalition den Vergleich nicht aushielt mit der festgegründe-<br />

3 Diese Zahlen scheinen glaubwürdig. Der römische Bericht gibt, wohl an Toten und Verwundeten,<br />

für jede Seite 15000 Mann an, ein späterer sogar auf römischer 5000, auf griechischer 20000<br />

Tote. Es mag das hier Platz finden um an einem der seltenen Beispiele, wo Kontrolle möglich ist,<br />

die fast ausnahmslose Unglaubwürdigkeit der Zahlenangaben zu zeigen, in denen die Lüge bei den<br />

Annalisten lawinenartig anschwillt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!