Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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120 KAPITEL 6. DIE ITALIKER GEGEN ROM<br />
In dem Teil der volskischen Landschaft, welchen bis dahin die Samniten im Besitz<br />
gehabt, banden ähnliche Rücksichten nicht. Hier wurden Arpinum und Frusino<br />
untertänig und die letztere Stadt eines Drittels ihrer Feldmark beraubt, ferner am<br />
oberen Liris neben Fregellae die schon früher mit Besatzung belegte Volskerstadt<br />
Sora jetzt auf die Dauer in eine latinische Festung verwandelt und eine Legion von<br />
4000 Mann dahin gelegt. So war das alte Volskergebiet vollständig unterworfen<br />
und ging seiner Romanisierung mit raschen Schritten entgegen. In die Landschaft,<br />
welche Samnium und Etrurien scheidet, wurden zwei Militärstraßen hineingeführt<br />
und beide durch Festungen gesichert. Die nördliche, aus der später die Flaminische<br />
wurde, deckte die Tiberlinie; sie führte durch das mit Rom verbündete Ocriculum<br />
nach Narnia, wie die Römer die alte umbrische Feste Nequinum umnannten, als sie<br />
dort eine Militärkolonie anlegten (455 299). Die südliche, die spätere Valerische,<br />
lief an den Fuciner See über die eben erwähnten Festungen Carsioli und Alba. Die<br />
kleinen Völkerschaften, in deren Gebiet diese Anlagen stattfanden, die Umbrer, die<br />
Nequinum hartnäckig verteidigten, die Aequer, die noch einmal Alba, die Marser,<br />
die Carsioli überfielen, konnten Rom in seinem Gang nicht aufhalten; fast ungehindert<br />
schoben jene beiden mächtigen Riegel sich zwischen Samnium und Etrurien.<br />
Der großen Straßen- und Festungsanlagen zur bleibenden Sicherung Apuliens und<br />
vor allem Kampaniens wurde schon gedacht; durch sie ward Samnium weiter nach<br />
Osten und Westen von dem römischen Festungsnetz umstrickt. Bezeichnend für<br />
die verhältnismäßige Schwäche Etruriens ist es, daß man es nicht notwendig fand,<br />
die Pässe durch den Ciminischen Wald in gleicher Weise durch eine Chaussee und<br />
angemessene Festungen zu sichern. Die bisherige Grenzfestung Sutrium blieb hier<br />
auch ferner der Endpunkt der römischen Militärlinie und man begnügte sich damit,<br />
die Straße von dort nach Arretium durch die beikommenden Gemeinden in<br />
militärisch brauchbarem Stande halten zu lassen 4 .<br />
Die hochherzige samnitische Nation begriff es, daß ein solcher Friede verderblicher<br />
war als der verderblichste Krieg, und, was mehr ist, sie handelte danach.<br />
Eben fingen in Norditalien die Kelten nach langer Waffenruhe wieder an sich zu<br />
regen; noch standen ferner daselbst einzelne etruskische Gemeinden gegen die Römer<br />
unter den Waffen und es wechselten hier kurze Waffenstillstände mit heftigen,<br />
aber erfolglosen Gefechten. Noch war ganz Mittelitalien in Gärung und zum Teil<br />
in offenem Aufstand; noch waren die Festungen in der Anlage begriffen, der Weg<br />
4 Die Operationen in dem Feldzug 537 (217) und bestimmter noch die Anlage der Chaussee von<br />
Arretium nach Bononia 567 (187) zeigen, daß schon vor dieser Zeit die Straße von Rom nach Arretium<br />
instand gesetzt worden ist. Allein eine römische Militärchaussee kann sie in dieser Zeit dennoch<br />
nicht gewesen sein, da sie, nach ihrer späteren Benennung der “Cassischen Straße” zu schließen, als<br />
via consularis nicht früher angelegt sein kann als 583 (171); denn zwischen Spurius Cassius, Konsul<br />
252, 261, 268 (502, 493, 486), an den natürlich nicht gedacht werden darf, und Gaius Cassius<br />
Longinus, Konsul 583 (171), erscheint kein Cassier in den römischen Konsuln- und Zensorenlisten.