Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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114 KAPITEL 6. DIE ITALIKER GEGEN ROM<br />
für immer von der samnitischen Partei zu trennen (441 313). Fregellae, das seit<br />
der caudinischen Katastrophe in den Händen der antirömischen Partei und deren<br />
Hauptburg in der Landschaft am Liris gewesen war, fiel endlich auch, im achten<br />
Jahre nach der Einnahme durch die Samniten (441 313); zweihundert der Bürger,<br />
die vornehmsten der nationalen Partei, wurden nach Rom geführt und dort zum<br />
warnenden Beispiel für die überall sich regenden Patrioten auf offenem Markte<br />
enthauptet.<br />
Hiermit waren Apulien und Kampanien in den Händen der Römer. Zur endlichen<br />
Sicherstellung und bleibenden Beherrschung des eroberten Gebietes wurden<br />
in den Jahren 440 bis 442 (314 bis 312) in demselben eine Anzahl neuer<br />
Festungen gegründet: Luceria in Apulien, wohin seiner isolierten und ausgesetzten<br />
Lage wegen eine halbe Legion als bleibende Besatzung gesandt ward, ferner<br />
Pontiae (die Ponzainseln) zur Sicherung der kampanischen Gewässer, Saticula an<br />
der kampanisch-samnitischen Grenze als Vormauer gegen Samnium, endlich Interamna<br />
(bei Monte Cassino) und Suessa Aurunca (Sessa) auf der Straße von Rom<br />
nach Capua. Besatzungen kamen außerdem nach Caiatia (Cajazzo), Sora und anderen<br />
militärisch wichtigen Plätzen. Die große Militärstraße von Rom nach Capua,<br />
die der Zensor Appius Claudius 442 (312) chaussieren und den dazu erforderlichen<br />
Damm durch die Pontinischen Sümpfe ziehen ließ, vollendete die Sicherung<br />
Kampaniens. Immer vollständiger entwickelten sich die Absichten der Römer; es<br />
galt die Unterwerfung Italiens, das durch das römische Festungs- und Straßennetz<br />
von Jahr zu Jahr enger umstrickt ward. Von beiden Seiten schon waren die Samniten<br />
von den Römern umsponnen; schon schnitt die Linie von Rom nach Luceria<br />
Nord- und Süditalien voneinander ab, wie einst die Festungen Norba und Signia<br />
die Volsker und Aequer getrennt hatten; und wie damals auf die Herniker, stützte<br />
Rom sich jetzt auf die Arpaner. Die Italiker mußten erkennen, daß es um ihrer aller<br />
Freiheit geschehen war, wenn Samnium unterlag, und daß es die allerhöchste Zeit<br />
war, dem tapferen Bergvolk, das nun schon fünfzehn Jahre allein den ungleichen<br />
Kampf gegen die Römer kämpfte, endlich mit gesamter Kraft zu Hilfe zu kommen.<br />
Die nächsten Bundesgenossen der Samniten wären die Tarentiner gewesen; allein<br />
es gehört zu dem über Samnium und über Italien überhaupt waltenden Verhängnis,<br />
daß in diesem zukunftbestimmenden Augenblick die Entscheidung in den<br />
Händen dieser italischen Athener lag. Seit die ursprünglich nach alter dorischer Art<br />
streng aristokratische Verfassung Tarents in die vollständigste Demokratie übergegangen<br />
war, hatte in dieser hauptsächlich von Schiffern, Fischern und Fabrikanten<br />
bewohnten Stadt ein unglaublich reges Leben sich entwickelt; Sinn und Tun der<br />
mehr reichen als vornehmen Bevölkerung wehrte allen Ernst des Lebens in dem<br />
witzig und geistreich quirlenden Tagestreiben von sich ab und schwankte zwischen<br />
dem großartigsten Wagemut und der genialsten Erhebung und zwischen schandbarem<br />
Leichtsinn und kindischer Schwindelei. Es wird auch in diesem Zusammen-