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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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zu sein und während der ersten hundertundfünfzig Jahre der Republik nicht viel<br />

bedeutet zu haben; die Weigerung der Samniten, in Capua und Cumae den Römern<br />

in der Hungersnot von 343 (411) mit ihrem Getreide zu Hilfe zu kommen, dürfte<br />

eine Spur der zwischen Latium und Kampanien veränderten Beziehungen sein, bis<br />

im Anfang des fünften Jahrhunderts die römischen Waffen die alten Verhältnisse<br />

wiederherstellten und steigerten. Im einzelnen mag es noch gestattet sein, als eines<br />

der seltenen datierten Fakten aus der <strong>Geschichte</strong> des römischen Verkehrs der<br />

Notiz zu gedenken, welche aus der ardeatischen Chronik erhalten ist, daß im Jahre<br />

454 (300) der erste Barbier aus Sizilien nach Ardea kam, und einen Augenblick<br />

bei dem gemalten Tongeschirr zu verweilen, das vorzugsweise aus Attika, daneben<br />

aus Kerkyra und Sizilien nach Lucanien, Kampanien und Etrurien gesandt ward,<br />

um dort zur Ausschmückung der Grabgemächer zu dienen und über dessen merkantilische<br />

Verhältnisse wir zufällig besser als über irgendeinen anderen überseeischen<br />

Handelsartikel unterrichtet sind. Der Anfang dieser Einfuhr mag um die<br />

Zeit der Vertreibung der Tarquinier fallen, denn die noch sehr sparsam in Italien<br />

vorkommenden Gefäße des ältesten Stils dürften in der zweiten Hälfte des dritten<br />

Jahrhunderts der Stadt (500-450) gemalt sein, während die zahlreicheren des<br />

strengen Stils der ersten (450-400), die des vollendet schönen der zweiten Hälfte<br />

des vierten (400-350) angehören, und die ungeheuren Massen der übrigen, oft<br />

durch Pracht und Größe, aber selten durch vorzügliche Arbeit sich auszeichnenden<br />

Vasen im ganzen dem folgenden Jahrhundert (350-250) beizulegen sein werden. Es<br />

waren allerdings wieder die Hellenen, von denen die Italiker diese Sitte der Gräberschmückung<br />

entlehnten; aber wenn die bescheidenen Mittel und der feine Takt<br />

der Griechen sie bei diesen in engen Grenzen hielten, ward sie in Italien mit barbarischer<br />

Opulenz und barbarischer Verschwendung weit über das ursprüngliche<br />

und schickliche Maß ausgedehnt. Aber es ist bezeichnend, daß es in Italien lediglich<br />

die Länder der hellenischen Halbkultur sind, in welchen diese Überschwenglichkeit<br />

begegnet; wer solche Schrift zu lesen versteht, wird in den etruskischen<br />

und kampanischen Leichenfeldern, den Fundgruben unserer Museen, den redenden<br />

Kommentar zu den Berichten der Alten über die im Reichtum und Übermut<br />

erstickende etruskische und kampanische Halbbildung erkennen. Dagegen blieb<br />

das schlichte samnitische Wesen diesem törichten Luxus zu allen Zeiten fern; in<br />

dem Mangel des griechischen Grabgeschirrs tritt ebenso fühlbar wie in dem Mangel<br />

einer samnitischen Landesmünze die geringe Entwicklung des Handelsverkehrs<br />

und des städtischen Lebens in dieser Landschaft hervor. Noch bemerkenswerter ist<br />

es, daß auch Latium, obwohl den Griechen nicht minder nahe wie Etrurien und<br />

Kampanien und mit ihnen im engsten Verkehr, dieser Gräberpracht sich fast ganz<br />

enthalten hat. Es ist wohl mehr als wahrscheinlich, namentlich wegen der ganz abweichenden<br />

Beschaffenheit der Gräber in dem einzigen Praeneste, daß wir hierin<br />

den Einfluß der strengen römischen Sittlichkeit, oder, wenn man lieber will, der

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