Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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Kapitel 7<br />
König Pyrrhos gegen Rom und<br />
die Einigung Italiens<br />
In der Zeit der unbestrittenen Weltherrschaft Roms pflegten die Griechen ihre römischen<br />
Herren damit zu ärgern, daß sie als die Ursache der römischen Größe das Fieber<br />
bezeichneten, an welchem Alexander von Makedonien den 11. Juni 431 (323)<br />
in Babylon verschied. Da es nicht allzu tröstlich war, das Geschehene zu überdenken,<br />
verweilte man nicht ungern mit den Gedanken bei dem, was hätte kommen<br />
mögen, wenn der große König, wie es seine Absicht gewesen sein soll, als er starb,<br />
sich gegen Westen gewendet und mit seiner Flotte den Karthagern das Meer, mit<br />
seinen Phalangen den Römern die Erde streitig gemacht haben würde. Unmöglich<br />
ist es nicht, daß Alexander mit solchen Gedanken sich trug; und man braucht auch<br />
nicht, um sie zu erklären, bloß darauf hinzuweisen, daß ein Autokrat, der kriegslustig<br />
und mit Soldaten und Schiffen versehen ist, nur schwer die Grenze seiner<br />
Kriegführung findet. Es war eines griechischen Großkönigs würdig, die Sikelioten<br />
gegen Karthago, die Tarentiner gegen Rom zu schützen und dem Piratenwesen auf<br />
beiden Meeren ein Ende zu machen; die italischen Gesandtschaften, die in Babylon<br />
neben zahllosen andern erschienen, der Brettier, Lucaner, Etrusker 1 , böten Gelegenheit<br />
genug, die Verhältnisse der Halbinsel kennenzulernen und Beziehungen<br />
1 Die Erzählung, daß auch die Römer Gesandte an Alexander nach Babylon geschickt, geht auf<br />
das Zeugnis des Kleitarchos zurück (Plin. nat. 3, 5, 57), aus dem die übrigen, diese Tatsache meldenden<br />
Zeugen (Aristos und Asklepiades bei Arrian 7, 15, 5; Memnon c. 25) ohne Zweifel schöpften.<br />
Kleitarchos war allerdings Zeitgenosse dieser Ereignisse, aber sein Leben Alexanders nichtsdestoweniger<br />
entschieden mehr historischer Roman als <strong>Geschichte</strong>; und bei dem Schweigen der zuverlässigen<br />
Biographen (Art. a. a. O.; Liv. 9, 18) und dem völlig romanhaften Detail des Berichts, wonach<br />
zum Beispiel die Römer dem Alexander einen goldenen Kranz überreicht und dieser die zukünftige<br />
Größe Roms vorhergesagt haben soll, wird man nicht umhin können, diese Erzählung zu den vielen<br />
anderen durch Kleitarchos in die <strong>Geschichte</strong> eingeführten Ausschmückungen zu stellen.<br />
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