Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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die beiden großen Nationen Italiens, die latinische und die samnitische, errungen<br />
hatten, bevor sie sich berührten, dem erscheint die Eroberungsbahn der letzteren<br />
bei weitem ausgedehnter und glänzender als die der Römer. Aber der Charakter<br />
der Eroberungen war ein wesentlich verschiedener. Von dem festen städtischen<br />
Mittelpunkt aus, den Latium im Rom besaß, dehnt die Herrschaft dieses Stammes<br />
langsam nach allen Seiten sich aus, zwar in verhältnismäßig engen Grenzen,<br />
aber festen Fuß fassend, wo sie hintritt, teils durch Gründung von befestigten Städten<br />
römischer Art mit abhängigem Bundesrecht, teils durch Romanisierung des<br />
eroberten Gebiets. Anders in Samnium. Es gibt hier keine einzelne führende Gemeinde<br />
und darum auch keine Eroberungspolitik. Während die Eroberung des veientischen<br />
und pomptinischen Gebietes für Rom eine wirkliche Machterweiterung<br />
war, wurde Samnium durch die Entstehung der kampanischen Städte, der lucanischen,<br />
der brettischen Eidgenossenschaft eher geschwächt als gestärkt; denn jeder<br />
Schwarm, der neue Sitze gesucht und gefunden hatte, ging fortan für sich seine Wege.<br />
Die samnitischen Scharen erfüllen einen unverhältnismäßig weiten Raum, den<br />
sie ganz sich eigen zu machen keineswegs bedacht sind; die größeren Griechenstädte,<br />
Tarent, Thurii, Kroton, Metapont, Herakleia, Rhegion, Neapel, wenngleich<br />
geschwächt und öfters abhängig, bestehen fort, ja selbst auf dem platten Lande<br />
und in den kleineren Städten werden die Hellenen geduldet, und Kyme zum Beispiel,<br />
Poseidonia, Laos, Hipponion blieben, wie die erwähnte Küstenbeschreibung<br />
und die Münzen lehren, auch unter samnitischer Herrschaft noch Griechenstädte.<br />
So entstanden gemischte Bevölkerungen, wie denn namentlich die zwiesprachigen<br />
Brettier außer samnitischen auch hellenische Elemente und selbst wohl Überreste<br />
der alten Autochthonen in sich aufnahmen; aber auch in Lucanien und Kampanien<br />
müssen in minderem Grade ähnliche Mischungen stattgefunden haben. Dem gefährlichen<br />
Zauber der hellenischen Kultur konnte auch die samnitische Nation sich<br />
nicht entziehen, am wenigsten in Kampanien, wo Neapel früh mit den Einwanderern<br />
sich auf freundlichen Verkehr stellte und wo der Himmel selbst die Barbaren<br />
humanisierte. Nola, Nuceria, Teanum, obwohl rein samnitischer Bevölkerung,<br />
nahmen griechische Weise und griechische Stadtverfassung an, wie denn auch die<br />
heimische Gauverfassung unter den veränderten Verhältnissen unmöglich fortbestehen<br />
konnte. Die kampanischen Samnitenstädte begannen Münzen zu schlagen,<br />
zum Teil mit griechischer Aufschrift; Capua ward durch Handel und Ackerbau der<br />
Größe nach die zweite Stadt Italiens, die erste an Üppigkeit und Reichtum. Die<br />
tiefe Entsittlichung, worin den Berichten der Alten zufolge diese Stadt es allen<br />
übrigen italischen zuvorgetan hat, spiegelt sich namentlich in dem Werbewesen<br />
und in den Fechterspielen, die beide vor allem in Capua zur Blüte gelangt sind.<br />
Nirgends fanden die Werber so zahlreichen Zulauf wie in dieser Metropole der<br />
entsittlichten Zivilisation; während Capua selbst sich vor den Angriffen der nachdrängenden<br />
Samniten nicht zu bergen wußte, strömte die streitbare kampanische<br />
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