Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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tergraben hatte, teils weil es dem Volk an der Hingebung fehlte, zur Rettung der<br />
Nationalität auf vielleicht nur kurze Zeit der Freiheit zu entsagen. Damit war Pyrrhos’<br />
Unternehmen gescheitert, der Plan seines Lebens ohne Aussicht dahin; er ist<br />
fortan ein Abenteurer, der es fühlt, daß er viel gewesen und nichts mehr ist, der den<br />
Krieg nicht mehr als Mittel zum Zwecke führt, sondern, um in wildem Würfelspiel<br />
sich zu betäuben und womöglich im Schlachtgetümmel einen Soldatentod zu<br />
finden. An der italischen Küste angelangt, begann der König mit einem Versuch,<br />
sich Rhegions zu bemächtigen, aber mit Hilfe der Mamertiner schlugen die Kampaner<br />
den Angriff ab, und in dem hitzigen Gefecht vor der Stadt ward der König<br />
selbst verwundet, indem er einen feindlichen Offizier vom Pferde hieb. Dagegen<br />
überrumpelte er Lokri, dessen Einwohner die Niedermetzelung der epeirotischen<br />
Besatzung schwer büßten, und plünderte den reichen Schatz des Persephonetempels<br />
daselbst, um seine leere Kasse zu füllen. So gelangte er nach Tarent, angeblich<br />
mit 20000 Mann zu Fuß und 3000 Reitern. Aber es waren nicht mehr die erprobten<br />
Veteranen von vordem und nicht mehr begrüßten die Italiker in ihnen ihre Retter;<br />
das Vertrauen und die Hoffnung, damit man den König fünf Jahre zuvor empfing,<br />
waren gewichen, den Verbündeten Geld und Mannschaft ausgegangen. Den schwer<br />
bedrängten Samniten, in deren Gebiet die Römer 478/79 (276/75) überwintert hatten,<br />
zu Hilfe rückte der König im Frühjahr 479 (275) ins Feld und zwang bei Benevent<br />
auf dem Arusinischen Felde den Konsul Manius Curius zur Schlacht, bevor er<br />
sich mit seinem von Lucanien heranrückenden Kollegen vereinigen konnte. Aber<br />
die Heeresabteilung, die den Römern in die Flanke zu fallen bestimmt war, verirrte<br />
sich während des Nachtmarsches in den Wäldern und blieb im entscheidenden<br />
Augenblick aus; und nach heftigem Kampf entschieden auch hier wieder die Elefanten<br />
die Schlacht, aber diesmal für die Römer, indem sie, von den zur Bedeckung<br />
des Lagers aufgestellten Schützen in Verwirrung gebracht, auf ihre eigenen Leute<br />
sich warfen. Die Sieger besetzten das Lager; in ihre Hände fielen 1300 Gefangene<br />
und vier Elefanten – die ersten, die Rom sah, außerdem eine unermeßliche Beute,<br />
aus deren Erlös später in Rom der Aquädukt, welcher das Aniowasser von Tibur<br />
nach Rom führte, gebaut ward. Ohne Truppen, um das Feld zu halten, und ohne<br />
Geld sandte Pyrrhos an seine Verbündeten, die ihm zur Ausrüstung nach Italien<br />
gesteuert hatten, die Könige von Makedonien und Asien; aber auch in der Heimat<br />
fürchtete man ihn nicht mehr und schlug die Bitte ab. Verzweifelnd an dem Erfolg<br />
gegen Rom und erbittert durch diese Weigerungen ließ Pyrrhos Besatzung in Tarent<br />
und ging selber noch im selben Jahre (479 275) heim nach Griechenland, wo<br />
eher noch als bei dem stetigen und gemessenen Gang der italischen Verhältnisse<br />
sich dem verzweifelten Spieler eine Aussicht eröffnen mochte. In der Tat gewann<br />
er nicht bloß schnell zurück, was von seinem Reiche war abgerissen worden, sondern<br />
er griff noch einmal und nicht ohne Erfolg nach der makedonischen Krone.<br />
Allein an Antigonos Gonatas’ ruhiger und umsichtiger Politik und mehr noch an