Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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Grenzen kam es aber nach dieser Seite hin erst mehr als ein Jahrhundert nach der<br />
Vertreibung der Könige aus Rom.<br />
Mit den Sabinern, die das Mittelgebirge von den Grenzen der Umbrer bis hinab<br />
zu der Gegend zwischen Tiber und Anio einnahmen und die in der Epoche, in<br />
welche die Anfänge Roms fallen, bis nach Latium selbst kämpfend und erobernd<br />
vordrangen, haben späterhin die Römer trotz der unmittelbaren Nachbarschaft sich<br />
verhältnismäßig wenig berührt. Die schwache Teilnahme derselben an dem verzweifelten<br />
Widerstand der östlichen und südlichen Nachbarvölker geht selbst aus<br />
den Berichten der Jahrbücher noch hervor und, was wichtiger ist, es begegnen hier<br />
keine Zwingburgen, wie sie namentlich in dem volskischen Gebiet so zahlreich<br />
angelegt worden sind. Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß die sabinischen<br />
Scharen wahrscheinlich eben um diese Zeit sich über Unteritalien ergossen; gelockt<br />
von den anmutigen Sitzen am Tifernus und Volturnus scheinen sie wenig in<br />
die Kämpfe eingegriffen zu haben, deren Schauplatz das Gebiet südlich vom Tiber<br />
war.<br />
Bei weitem heftiger und dauernder war der Widerstand der Aequer, die, östlich<br />
von Rom bis in die Täler des Turano und Salto und am Nordrande des Fuciner<br />
Sees sitzend, mit den Sabinern und Marsern grenzten 7 , und der Volsker, welche<br />
südlich von den um Ardea seßhaften Rutulern und den südwärts bis Cora sich erstreckenden<br />
Latinern die Küste bis nahe an die Mündung des Lirisflusses nebst den<br />
vorliegenden Inseln und im Innern das ganze Stromgebiet des Liris besaßen. Die<br />
mit diesen beiden Völkern sich jährlich erneuernden Fehden, die in der römischen<br />
Chronik so berichtet werden, daß der unbedeutendste Streifzug von dem folgenreichen<br />
Kriege kaum unterschieden und der historische Zusammenhang gänzlich<br />
beiseite gelassen wird, sollen hier nicht erzählt werden; es genügt hinzuweisen auf<br />
die dauernden Erfolge. Deutlich erkennen wir, daß es den Römern und Latinern<br />
vor allem darauf ankam, die Aequer von den Volskern zu trennen und der Kommunikationen<br />
Herr zu werden; in der Gegend zwischen dem Südabhang des Albaner<br />
Gebirges, den volskischen Bergen und den Pomptinischen Sümpfen scheinen<br />
überdies die Latiner und die Volsker zunächst sich berührt und selbst gemischt<br />
durcheinander gesessen zu haben 8 . In dieser Gegend haben die Latiner die ersten<br />
Schritte getan über ihre Landesgrenze hinaus und sind Bundesfestungen im<br />
7 Die Landschaft der Aequer umfaßt nicht bloß das Tal des Anio oberhalb von Tibur und das<br />
Gebiet der späteren latinischen Kolonien Carsioli (am oberen Turano) und Alba (am Fuciner See),<br />
sondern auch den Bezirk des späteren Municipiums der Aequiculi welche nichts sind als derjenige<br />
Rest der Aequer, welchem nach der Unterwerfung durch die Römer und nach der Assignierung des<br />
größten Teils des Gebiets an römische oder latinische Kolonisten die munizipale Selbständigkeit<br />
verblieb.<br />
8 Allem Anschein nach ist Velitrae, obwohl in der Ebene gelegen, ursprünglich volskisch und also<br />
latinische Kolonie, Cora dagegen auf dem Volskergebirge ursprünglich latinisch.<br />
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