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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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mit einem Teil seiner Kapitalien sich ansässig machte. Es geht auch aus der politischen<br />

Bevorzugung der ansässigen Freigelassenen deutlich genug hervor, daß die<br />

römischen Staatsmänner dahin wirkten, auf diesem Wege die gefährliche Klasse<br />

der nicht grundsässigen Reichen zu vermindern.<br />

Aber wenn auch in Rom weder ein wohlhabender städtischer Mittelstand noch<br />

eine streng geschlossene Kapitalistenklasse sich bildete, so war das großstädtische<br />

Wesen doch an sich in unaufhaltsamem Steigen. Deutlich weist darauf hin die zunehmende<br />

Zahl der in der Hauptstadt zusammengedrängten Sklaven, wovon die<br />

sehr ernsthafte Sklavenverschwörung des Jahres 335 (419) zeugt, und noch mehr<br />

die steigende, allmählich unbequem und gefährlich werdende Menge der Freigelassenen,<br />

worauf die im Jahre 397 (357) auf die Freilassungen gelegte ansehnliche<br />

Steuer und die Beschränkung der politischen Rechte der Freigelassenen im Jahre<br />

450 (304) einen sicheren Schluß gestatten. Denn es lag nicht bloß in den Verhältnissen,<br />

daß die große Majorität der freigelassenen Leute sich dem Gewerbe oder<br />

dem Handel widmen mußte, sondern es war auch die Freilassung selbst bei den Römern,<br />

wie gesagt, weniger eine Liberalität als eine industrielle Spekulation, indem<br />

der Herr bei dem Anteil an dem Gewerb- oder Handelsgewinn des Freigelassenen<br />

oft besser seine Rechnung fand als bei dem Anrecht auf den ganzen Reinertrag des<br />

Sklavengeschäfts. Die Zunahme der Freilassungen muß deshalb mit der Steigerung<br />

der kommerziellen und industriellen Tätigkeit der Römer notwendig Hand in Hand<br />

gegangen sein.<br />

Einen ähnlichen Fingerzeig für die steigende Bedeutung des städtischen Wesens<br />

in Rom gewährt die gewaltige Entwicklung der städtischen Polizei. Es gehört<br />

zum großen Teil wohl schon dieser Zeit an, daß die vier Ädilen unter sich die Stadt<br />

in vier Polizeibezirke teilten und daß für die ebenso wichtige wie schwierige Instandhaltung<br />

des ganz Rom durchziehenden Netzes von kleineren und größeren<br />

Abzugskanälen sowie der öffentlichen Gebäude und Plätze, für die gehörige Reinigung<br />

und Pflasterung der Straßen, für die Beseitigung den Einsturz drohender<br />

Gebäude, gefährlicher Tiere, übler Gerüche, für die Fernhaltung der Wagen außer<br />

in den Abend- und Nachtstunden und überhaupt für die Offenhaltung der Kommunikation,<br />

für die ununterbrochene Versorgung des hauptstädtischen Marktes mit<br />

gutem und billigem Getreide, für die Vernichtung gesundheitsschädlicher Waren<br />

und falscher Maße und Gewichte, für die besondere Überwachung von Bädern,<br />

Schenken, schlechten Häusern von den Ädilen Fürsorge getroffen ward.<br />

Im Bauwesen mag wohl die Königszeit, namentlich die Epoche der großen Eroberungen,<br />

mehr geleistet haben als die ersten zwei Jahrhunderte der Republik.<br />

Anlagen wie die Tempel auf dem Kapitol und dem Aventin und der große Spielplatz<br />

mögen den sparsamen Vätern der Stadt ebenso wie den fronenden Bürgern<br />

ein Greuel gewesen sein, und es ist bemerkenswert, daß das vielleicht bedeutendste<br />

Bauwerk der republikanischen Zeit vor den Samnitischen Kriegen, der Cere-

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