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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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207<br />

Stil gearbeitete Steinsarg des römischen Konsuls Lucius Scipio; aber die edle Einfachheit<br />

desselben beschämt alle ähnlichen etruskischen Werke. Aus den etruskischen<br />

Gräbern sind manche schöne Bronzen alten strengen Kunststils, namentlich<br />

Helme, Leuchter und dergleichen Gerätstücke erhoben worden; aber welches dieser<br />

Werke reicht an die im Jahre 458 (296) am ruminalischen Feigenbaum auf dem<br />

römischen Markte aus Strafgeldern aufgestellte bronzene Wölfin, noch heute den<br />

schönsten Schmuck des Kapitols? Und daß auch die latinischen Metallgießer so<br />

wenig wie die etruskischen vor großen Aufgaben zurückschraken, beweist das von<br />

Spurius Carvilis (Konsul 461 293) aus den eingeschmolzenen samnitischen Rüstungen<br />

errichtete kolossale Erzbild des Jupiter auf dem Kapitol, aus dessen Abfall<br />

beim Ziselieren die zu den Füßen des Kolosses stehende Statue des Siegers hatte<br />

gegossen werden können; man sah dieses Jupiterbild bis vom Albanischen Berge.<br />

Unter den gegossenen Kupfermünzen gehören bei weitem die schönsten dem südlichen<br />

Latium an; die römischen und umbrischen sind leidlich, die etruskischen<br />

fast bildlos und oft wahrhaft barbarisch. Die Wandmalereien, die Gaius Fabius in<br />

dem 452 302 dedizierten Tempel der Wohlfahrt auf dem Kapitol ausführte, erwarben<br />

in Zeichnung und Färbung noch das Lob griechisch gebildeter Kunstrichter<br />

der augusteischen Epoche; und es werden von den Kunstenthusiasten der Kaiserzeit<br />

wohl auch die caeritischen, aber mit noch größerem Nachdruck die römischen,<br />

lanuvinischen und ardeatischen Fresken als Meisterwerke der Malerei gepriesen.<br />

Die Zeichnung auf Metall, welche in Latium nicht wie in Etrurien die Handspiegel,<br />

sondern die Toilettenkästchen mit ihren zierlichen Umrissen schmückte, ward<br />

in Latium in weit geringerem Umfang und fast nur in Praeneste geübt; es finden<br />

sich vorzügliche Kunstwerke unter den etruskischen Metallspiegeln wie unter den<br />

praenestinischen Kästchen, aber es war ein Werk der letzteren Gattung, und zwar<br />

ein höchst wahrscheinlich in dieser Epoche in der Werkstatt eines praenestinischen<br />

Meisters entstandenes Werk 13 , von dem mit Recht gesagt werden konnte, daß kaum<br />

ein zweites Erzeugnis der Graphik des Altertums so wie die ficoronische Cista den<br />

Stempel einer in Schönheit und Charakteristik vollendeten und noch vollkommen<br />

reinen und ernsten Kunst an sich trägt.<br />

Der allgemeine Stempel der etruskischen Kunstwerke ist teils eine gewisse barbarische<br />

Überschwenglichkeit im Stoff wie im Stil, teils der völlige Mangel innerer<br />

Entwicklung. Wo der griechische Meister flüchtig skizziert, verschwendet der<br />

etruskische Schüler schülerhaft den Fleiß; an die Stelle des leichten Materials und<br />

der mäßigen Verhältnisse griechischer Werke tritt bei den etruskischen ein renommistisches<br />

Hervorheben der Größe und Kostbarkeit oder auch bloß der Seltsamkeit<br />

13 Novius Plautius goß vielleicht nur die Füße und die Deckelgruppe; das Kästchen selbst kann<br />

von einem älteren Künstler herrühren, aber, da der Gebrauch dieser Kästchen sich wesentlich auf<br />

Praeneste beschränkt hat, kaum von einem anderen als einem praenestinischen.

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