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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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155<br />

gische Sizilien und Karthago selbst ihrem Handel geöffnet blieben. Man erkennt<br />

hier die mit der Ausdehnung der römischen Küstenherrschaft steigende Eifersucht<br />

der herrschenden Seemacht: sie zwang die Römer, sich ihrem Prohibitivsystem zu<br />

fügen, sich von den Produktionsplätzen im Okzident und im Orient ausschließen<br />

zu lassen – in diesen Zusammenhang gehört noch die Erzählung von der öffentlichen<br />

Belohnung des phönikischen Schiffers, der ein in den Atlantischen Ozean<br />

ihm nachsteuerndes römisches Fahrzeug mit Aufopferung seines eigenen auf eine<br />

Sandbank geführt hatte Ű und ihre Schiffahrt auf den engen Raum des westlichen<br />

Mittelmeers vertragsmäßig zu beschränken, um nur ihre Küste nicht der Plünderung<br />

preiszugeben und die alte und wichtige Handelsverbindung mit Sizilien zu<br />

sichern. Die Römer mußten sich fügen; aber sie ließen nicht ab von den Bemühungen,<br />

ihr Seewesen aus seiner Ohnmacht zu reißen. Eine durchgreifende Maßregel<br />

in diesem Sinne war die Einsetzung der vier Flottenquästoren (quaestores classici)<br />

im Jahre 487 (267), von denen der erste in Ostia, dem Seehafen der Stadt Rom, seinen<br />

Sitz erhielt, der zweite von Cales, damals der Hauptstadt des römischen Kampaniens,<br />

aus die kampanischen und großgriechischen, der dritte von Ariminum aus<br />

die transapenninischen Häfen zu beaufsichtigen hatte; der Bezirk des vierten ist<br />

nicht bekannt. Diese neuen ständigen Beamten waren zwar nicht allein, aber doch<br />

mitbestimmt, die Küsten zu überwachen und zum Schutze derselben eine Kriegsmarine<br />

zu bilden. Die Absicht des römischen Senats, die Selbständigkeit zur See<br />

wiederzugewinnen und teils die maritimen Verbindungen Tarents abzuschneiden,<br />

teils den von Epeiros kommenden Flotten das Adriatische Meer zu sperren, teils<br />

sich von der karthagischen Suprematie zu emanzipieren, liegt deutlich zutage. Das<br />

schon erörterte Verhältnis zu Karthago während des letzten italischen Krieges weist<br />

davon die Spuren auf. Zwar zwang König Pyrrhos die beiden großen Städte noch<br />

einmal – es war das letzte Mal – zum Abschluß einer Offensivallianz; allein die<br />

Lauigkeit und Treulosigkeit dieses Bündnisses, die Versuche der Karthager, sich in<br />

Rhegion und Tarent festzusetzen, die sofortige Besetzung Brundisiums durch die<br />

Römer nach Beendigung des Krieges zeigen deutlich, wie sehr die beiderseitigen<br />

Interessen schon sich einander stießen.<br />

Begreiflicherweise suchte Rom sich gegen Karthago auf die hellenischen Seestaaten<br />

zu stützen. Mit Massalia bestand das alte enge Freundschaftsverhältnis ununterbrochen<br />

fort. Das nach Veiis Eroberung von Rom nach Delphi gesandte Weihgeschenk<br />

ward daselbst in dem Schatzhaus der Massalioten aufbewahrt. Nach der<br />

Einnahme Roms durch die Kelten ward in Massalia für die Abgebrannten gesammelt,<br />

wobei die Stadtkasse voranging; zur Vergeltung gewährte dann der römische<br />

Carthaginienses ad litora Romanorum – Corsica esset media inter Romanos et Carthaginienses).<br />

Das scheint hierher zu gehören und die Kolonisierung von Korsika eben durch diesen Vertrag verhindert<br />

worden zu sein.

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