Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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gische Sizilien und Karthago selbst ihrem Handel geöffnet blieben. Man erkennt<br />
hier die mit der Ausdehnung der römischen Küstenherrschaft steigende Eifersucht<br />
der herrschenden Seemacht: sie zwang die Römer, sich ihrem Prohibitivsystem zu<br />
fügen, sich von den Produktionsplätzen im Okzident und im Orient ausschließen<br />
zu lassen – in diesen Zusammenhang gehört noch die Erzählung von der öffentlichen<br />
Belohnung des phönikischen Schiffers, der ein in den Atlantischen Ozean<br />
ihm nachsteuerndes römisches Fahrzeug mit Aufopferung seines eigenen auf eine<br />
Sandbank geführt hatte Ű und ihre Schiffahrt auf den engen Raum des westlichen<br />
Mittelmeers vertragsmäßig zu beschränken, um nur ihre Küste nicht der Plünderung<br />
preiszugeben und die alte und wichtige Handelsverbindung mit Sizilien zu<br />
sichern. Die Römer mußten sich fügen; aber sie ließen nicht ab von den Bemühungen,<br />
ihr Seewesen aus seiner Ohnmacht zu reißen. Eine durchgreifende Maßregel<br />
in diesem Sinne war die Einsetzung der vier Flottenquästoren (quaestores classici)<br />
im Jahre 487 (267), von denen der erste in Ostia, dem Seehafen der Stadt Rom, seinen<br />
Sitz erhielt, der zweite von Cales, damals der Hauptstadt des römischen Kampaniens,<br />
aus die kampanischen und großgriechischen, der dritte von Ariminum aus<br />
die transapenninischen Häfen zu beaufsichtigen hatte; der Bezirk des vierten ist<br />
nicht bekannt. Diese neuen ständigen Beamten waren zwar nicht allein, aber doch<br />
mitbestimmt, die Küsten zu überwachen und zum Schutze derselben eine Kriegsmarine<br />
zu bilden. Die Absicht des römischen Senats, die Selbständigkeit zur See<br />
wiederzugewinnen und teils die maritimen Verbindungen Tarents abzuschneiden,<br />
teils den von Epeiros kommenden Flotten das Adriatische Meer zu sperren, teils<br />
sich von der karthagischen Suprematie zu emanzipieren, liegt deutlich zutage. Das<br />
schon erörterte Verhältnis zu Karthago während des letzten italischen Krieges weist<br />
davon die Spuren auf. Zwar zwang König Pyrrhos die beiden großen Städte noch<br />
einmal – es war das letzte Mal – zum Abschluß einer Offensivallianz; allein die<br />
Lauigkeit und Treulosigkeit dieses Bündnisses, die Versuche der Karthager, sich in<br />
Rhegion und Tarent festzusetzen, die sofortige Besetzung Brundisiums durch die<br />
Römer nach Beendigung des Krieges zeigen deutlich, wie sehr die beiderseitigen<br />
Interessen schon sich einander stießen.<br />
Begreiflicherweise suchte Rom sich gegen Karthago auf die hellenischen Seestaaten<br />
zu stützen. Mit Massalia bestand das alte enge Freundschaftsverhältnis ununterbrochen<br />
fort. Das nach Veiis Eroberung von Rom nach Delphi gesandte Weihgeschenk<br />
ward daselbst in dem Schatzhaus der Massalioten aufbewahrt. Nach der<br />
Einnahme Roms durch die Kelten ward in Massalia für die Abgebrannten gesammelt,<br />
wobei die Stadtkasse voranging; zur Vergeltung gewährte dann der römische<br />
Carthaginienses ad litora Romanorum – Corsica esset media inter Romanos et Carthaginienses).<br />
Das scheint hierher zu gehören und die Kolonisierung von Korsika eben durch diesen Vertrag verhindert<br />
worden zu sein.