Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
86 KAPITEL 4. STURZ DER ETRUSKISCHEN MACHT, DIE KELTEN<br />
wir aristokratische Tendenzen vorwiegend, in ähnlicher Weise wie gleichzeitig in<br />
Rom, aber schroffer und verderblicher. Die Abschaffung des Königtums, die um<br />
die Zeit der Belagerung Veiis schon in allen Staaten Etruriens durchgeführt gewesen<br />
zu sein scheint, rief in den einzelnen Städten ein Patrizierregiment hervor, das<br />
durch das lose eidgenossenschaftliche Band sich nur wenig beschränkt sah. Selten<br />
nur gelang es, selbst zur Landesverteidigung alle etruskischen Städte zu vereinigen,<br />
und Volsiniis nominelle Hegemonie hält nicht den entferntesten Vergleich aus<br />
mit der gewaltigen Kraft, die durch Roms Führung die latinische Nation empfing.<br />
Der Kampf gegen die ausschließliche Berechtigung der Altbürger zu allen Gemeindestellen<br />
und allen Gemeindenutzungen, der auch den römischen Staat hätte<br />
verderben müssen, wenn nicht die äußeren Erfolge es möglich gemacht hätten, die<br />
Ansprüche der gedrückten Proletarier auf Kosten fremder Völker einigermaßen zu<br />
befriedigen und dem Ehrgeiz andere Bahnen zu öffnen – dieser Kampf gegen das<br />
politische und was in Etrurien besonders hervortritt, gegen das priesterliche Monopol<br />
der Adelsgeschlechter muß Etrurien staatlich, ökonomisch und sittlich zugrunde<br />
gerichtet haben. Ungeheure Vermögen, namentlich an Grundbesitz, konzentrierten<br />
sich in den Händen von wenigen Adligen, während die Massen verarmten; die<br />
sozialen Umwälzungen, die hieraus entstanden, erhöhten die Not, der sie abhelfen<br />
sollten, und bei der Ohnmacht der Zentralgewalt blieb zuletzt den bedrängten<br />
Aristokraten, zum Beispiel in Arretium 453 (301), in Volsinii 488 (266) nichts übrig,<br />
als die Römer zu Hilfe zu rufen, die denn zwar der Unordnung, aber zugleich<br />
auch dem Rest von Unabhängigkeit ein Ende machten. Die Kraft des Volkes war<br />
gebrochen seit dem Tage von Veii und Melpum; es wurden wohl einige Male noch<br />
ernstliche Versuche gemacht, sich der römischen Oberherrschaft zu entziehen, aber<br />
wenn es geschah, kam die Anregung dazu den Etruskern von außen, von einen andern<br />
italischen Stamm, den Samniten.