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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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130 KAPITEL 7. KÖNIG PYRRHOS GEGEN ROM<br />

Und dennoch knüpft sich ein wunderbarer Zauber an den Namen des Epiroten,<br />

eine eigene Teilnahme, die allerdings zum Teil der ritterlichen und liebenswürdigen<br />

Persönlichkeit desselben, aber mehr doch noch dem Umstande gilt, daß er der<br />

erste Grieche ist, der den Römern im Kampfe gegenübertritt. Mit ihm beginnen<br />

jene unmittelbaren Beziehungen zwischen Rom und Hellas, auf denen die ganze<br />

spätere Entfaltung der antiken Zivilisation und ein wesentlicher Teil der modernen<br />

beruht. Der Kampf zwischen Phalangen und Kohorten, zwischen der Söldnerarmee<br />

und der Landwehr, zwischen dem Heerkönigtum und dem Senatorenregiment,<br />

zwischen dem individuellen Talent und der nationalen Kraft – dieser Kampf zwischen<br />

Rom und dem Hellenismus ward zuerst durchgefochten in den Schlachten<br />

zwischen Pyrrhos und den römischen Feldherren; und wenn auch die unterliegende<br />

Partei noch oft nachher appelliert hat an neue Entscheidung der Waffen, so hat doch<br />

jeder spätere Schlachttag das Urteil lediglich bestätigt. Wenn aber auf der Walstatt<br />

wie in der Kurie die Griechen unterliegen, so ist ihr Übergewicht nicht minder<br />

entschieden in jedem anderen, nicht politischen Wettkampf, und eben schon diese<br />

Kämpfe lassen es ahnen, daß der Sieg Roms über die Hellenen ein anderer sein<br />

wird als der über Gallier und Phöniker, und daß Aphroditens Zauber erst zu wirken<br />

beginnt, wenn die Lanze zersplittert und Helm und Schild beiseite gelegt ist.<br />

König Pyrrhos war der Sohn des Äakides, des Herrn der Molosser (um Janina),<br />

welcher, von Alexander geschont als Verwandter und getreuer Lehnsmann,<br />

nach dessen Tode in den Strudel der makedonischen Familienpolitik hineingerissen<br />

ward und darin zuerst sein Reich und dann das Leben verlor (441 313). Sein damals<br />

sechsjähriger Sohn ward von dem Herrn der illyrischen Taulantier, Glaukias,<br />

gerettet und im Laufe der Kämpfe um Makedoniens Besitz, noch ein Knabe, von<br />

Demetrios dem Belagerer wieder zurückgeführt in sein angestammtes Fürstentum<br />

(447 307), um es nach wenigen Jahren durch den Einfluß der Gegenpartei wieder<br />

einzubüßen (um 452 302) und als landflüchtiger Fürstensohn im Gefolge der makedonischen<br />

Generale seine militärische Laufbahn zu beginnen. Bald machte seine<br />

Persönlichkeit sich geltend. Unter Antigonos machte er dessen letzte Feldzüge mit;<br />

der alte Marschall Alexanders hatte seine Freude an dem geborenen Soldaten, dem<br />

nach dem Urteile des ergrauten Feldherrn nur die Jahre fehlten um schon jetzt der<br />

erste Kriegsmann der Zeit zu sein. Die unglückliche Schlacht bei Ipsos brachte<br />

ihn als Geisel nach Alexandreia an den Hof des Gründers der Lagidendynastie,<br />

wo er durch sein kühnes und derbes Wesen, seinen alles nicht Militärische gründlich<br />

verachtenden Soldatensinn nicht minder des staatsklugen Königs Ptolemaeos<br />

Aufmerksamkeit auf sich zog als durch seine männliche Schönheit, der das wilde<br />

Antlitz, der gewaltige Tritt keinen Eintrag tat, die der königlichen Damen. Eben<br />

damals gründete der kühne Demetrios sich wieder einmal, diesmal in Makedonien,<br />

ein neues Reich; natürlich in der Absicht, von dort aus die Alexandermonarchie<br />

zu erneuern. Es galt, ihn niederzuhalten, ihm daheim zu schaffen zu machen; und

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