Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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116 KAPITEL 6. DIE ITALIKER GEGEN ROM<br />
(351) schon einige Jahre früher zu Ende gegangen war. Die römische Grenzfestung<br />
Sutrium hatte eine zweijährige Belagerung auszuhalten, und in den heftigen<br />
Gefechten, die unter ihren Mauern geliefert wurden, zogen die Römer in der Regel<br />
den kürzeren, bis der Konsul des Jahres 444 (310), Quintus Fabius Rullianus, ein in<br />
den Samnitenkriegen erprobter Führer, nicht bloß im römischen Etrurien das Übergewicht<br />
der römischen Waffen wiederherstellte, sondern auch kühn eindrang in das<br />
eigentliche, durch die Verschiedenheit der Sprache und die geringen Kommunikationen<br />
den Römern bis dahin fast unbekannt gebliebene etruskische Land. Der Zug<br />
über den noch von keinem römischen Heer überschrittenen Ciminischen Wald und<br />
die Plünderung des reichen, lange von Kriegsnot verschont gebliebenen Gebiets<br />
brachte ganz Etrurien in Waffen; die römische Regierung, welche die tollkühne Expedition<br />
ernstlich mißbilligte und die Überschreitung der Grenze dem verwegenen<br />
Führer zu spät untersagt hatte, raffte, um dem erwarteten Ansturm der gesamten<br />
etruskischen Macht zu begegnen, in schleunigster Eile neue Legionen zusammen.<br />
Allein ein rechtzeitiger und entscheidender Sieg des Rullianus, die lange im Andenken<br />
des Volkes fortlebende Schlacht am Vadimonischen See, machte aus dem<br />
unvorsichtigen Beginnen eine gefeierte Heldentat und brach den Widerstand der<br />
Etrusker. Ungleich den Samniten, die nun schon seit achtzehn Jahren den ungleichen<br />
Kampf fochten, bequemten sich schon nach der ersten Niederlage drei der<br />
mächtigsten etruskischen Städte, Perusia, Cortona und Arretium, zu einem Sonderfrieden<br />
auf dreihundert (444 310) und, nachdem im folgenden Jahre die Römer<br />
noch einmal bei Perusia die übrigen Etrusker besiegt hatten, auch die Tarquinienser<br />
zu einem Frieden auf vierhundert Monate (446 308); worauf auch die übrigen<br />
Städte vom Kampfe abstanden und in Etrurien vorläufig Waffenruhe eintrat.<br />
Während dieser Ereignisse hatte auch in Samnium der Krieg nicht geruht. Der<br />
Feldzug von 443 (311) beschränkte sich gleich den bisherigen auf die Belagerung<br />
und Erstürmung einzelner samnitischer Plätze; aber im nächsten Jahre nahm der<br />
Krieg eine lebhaftere Wendung. Rullianus’ gefährliche Lage in Etrurien und die<br />
über die Vernichtung der römischen Nordarmee verbreiteten Gerüchte ermutigten<br />
die Samniten zu neuen Anstrengungen; der römische Konsul Gaius Marcius Rutilus<br />
wurde von ihnen besiegt und selber schwer verwundet. Aber der Umschwung<br />
der Dinge in Etrurien zerstörte die neu aufleuchtenden Hoffnungen. Wieder trat<br />
Lucius Papirius Cursor an die Spitze der gegen die Samniten gesandten römischen<br />
Truppen, und wieder blieb er Sieger in einer großen und entscheidenden Schlacht<br />
(445 309), zu der die Eidgenossen ihre letzten Kräfte angestrengt hatten; der Kern<br />
ihrer Armee, die Buntröcke mit den Gold-, die Weißröcke mit den Silberschilden<br />
wurden hier aufgerieben und die glänzenden Rüstungen derselben schmückten seitdem<br />
bei festlichen Gelegenheiten die Budenreihen längs des römischen Marktes.<br />
Immer höher stieg die Not, immer hoffnungsloser ward der Kampf. Im folgenden<br />
Jahre (446 308) legten die Etrusker die Waffen nieder; in ebendemselben ergab die