Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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diente zur Pflasterung der Straßen in und vor der Stadt oder zur Errichtung und<br />
Ausschmückung öffentlicher Gebäude. Die hölzernen Buden der Fleischer, welche<br />
an den beiden Langseiten des Marktes sich hinzogen, wichen zuerst an der palatinischen,<br />
dann auch an der den Carinen zugewandten Seite den steinernen Hallen<br />
der Geldwechsler; dadurch ward dieser Platz zur römischen Börse. Die Bildsäulen<br />
der gefeierten Männer der Vergangenheit, der Könige, Priester und Helden der<br />
Sagenzeit, des griechischen Gastfreundes, der den Zehnmännern die Solonischen<br />
Gesetze verdolmetscht haben sollte, die Ehrensäulen und Denkmäler der großen<br />
Bürgermeister, welche die Veienter, die Latiner, die Samniten überwunden hatten,<br />
der Staatsboten, die in Vollziehung ihres Auftrages umgekommen waren, der reichen<br />
Frauen, die über ihr Vermögen zu öffentlichen Zwecken verfügt hatten, ja<br />
sogar schon gefeierter griechischer Weisen und Helden, wie des Pythagoras und<br />
des Alkibiades, wurden auf der Burg oder auf dem römischen Markte aufgestellt.<br />
Also ward, nachdem die römische Gemeinde eine Großmacht geworden war, Rom<br />
selber eine Großstadt.<br />
Endlich trat denn auch Rom als Haupt der römisch-italischen Eidgenossenschaft<br />
wie in das hellenistische Staatensystem, so auch in das hellenische Geld- und<br />
Münzwesen ein. Bis dahin hatten die Gemeinden Nord- und Mittelitaliens mit wenigen<br />
Ausnahmen einzig Kupfercourant, die süditalischen Städte dagegen durchgängig<br />
Silbergeld geschlagen und es der Münzfüße und Münzsysteme gesetzlich<br />
so viele gegeben, als es souveräne Gemeinden in Italien gab. Im Jahre 485 (269)<br />
wurden alle diese Münzstätten auf die Prägung von Scheidemünze beschränkt, ein<br />
allgemeiner, für ganz Italien geltender Courantfuß eingeführt und die Courantprägung<br />
in Rom zentralisiert, nur daß Capua seine eigene, zwar unter römischem Namen,<br />
aber auf abweichenden Fuß geprägte Silbermünze auch ferner behielt. Das<br />
neue Münzsystem beruhte auf dem gesetzlichen Verhältnisse der beiden Metalle,<br />
wie dasselbe seit langem feststand; die gemeinsame Münzeinheit war das Stück<br />
von zehn, nicht mehr pfündigen, sondern auf das Drittelpfund reduzierten Assen,<br />
der Denarius, in Kupfer 3 1/3, in Silber 1/72 eines römischen Pfundes, eine Kleinigkeit<br />
mehr als die attische Drachme. Zunächst herrschte in der Prägung noch die<br />
Kupfermünze vor und wahrscheinlich ist der älteste Silberdenar hauptsächlich für<br />
Unteritalien und für den Verkehr mit dem Ausland geschlagen worden. Wie aber<br />
der Sieg der Römer über Pyrrhos und Tarent und die römische Gesandtschaft nach<br />
Alexandreia dem griechischen Staatsmanne dieser Zeit zu denken geben mußten,<br />
so mochte auch der einsichtige griechische Kaufmann wohl nachdenklich diese<br />
neuen römischen Drachmen betrachten, deren flaches, unkünstlerisches und einförmiges<br />
Gepräge neben dem gleichzeitigen wunderschönen der Münzen des Pyrrhos<br />
und der Sikelioten freilich dürftig und unansehnlich erscheint, die aber dennoch<br />
keineswegs, wie die Barbarenmünzen des Altertums, sklavisch nachgeahmt und in<br />
Schrot und Korn ungleich sind, sondern mit ihrer selbständigen und gewissenhaf-