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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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der Burg während der gallischen Belagerung, als Vorkämpfer aufgetreten sein für<br />

die unterdrückten Leute, mit denen sowohl die Kriegskameradschaft ihn verband<br />

wie der bittere Haß gegen seinen Rivalen, den gefeierten Feldherrn und optimatischen<br />

Parteiführer Marcus Furius Camillus. Als ein tapferer Offizier ins Schuldgefängnis<br />

abgeführt werden sollte, trat Manlius für ihn ein und löste mit seinem<br />

Gelde ihn aus; zugleich bot er seine Grundstücke zum Verkauf aus, laut erklärend,<br />

daß, solange er noch einen Fußbreit Landes besitze, solche Unbill nicht vorkommen<br />

solle. Das war mehr als genug, um die ganze Regimentspartei, Patrizier wie<br />

Plebejer, gegen den gefährlichen Neuerer zu vereinigen. Der Hochverratsprozeß,<br />

die Anschuldigung der beabsichtigten Erneuerung des Königtums, wirkte mit dem<br />

tückischen Zauber stereotyp gewordener Parteiphrasen auf die blinde Menge; sie<br />

selbst verurteilte ihn zum Tode, und nichts trug sein Ruhm ihm ein, als daß man<br />

das Volk zum Blutgericht an einem Ort versammelte, von wo die Stimmenden den<br />

Burgfelsen nicht erblickten, den stummen Mahner an die Rettung des Vaterlandes<br />

aus der höchsten Gefahr durch die Hand desselben Mannes, welchen man jetzt dem<br />

Henker überlieferte (370 384).<br />

Während also die Reformversuche im Keim erstickt wurden, wurde das Mißverständnis<br />

immer schreiender, indem einerseits infolge der glücklichen Kriege die<br />

Domanialbesitzungen mehr und mehr sich ausdehnten, anderseits in der Bauernschaft<br />

die Überschuldung und Verarmung immer weiter um sich griff, namentlich<br />

infolge des schweren Veientischen Krieges (348-358 406-396) und der Einäscherung<br />

der Hauptstadt bei dem gallischen Überfall (364 390). Zwar als es indem<br />

Veientischen Kriege notwendig wurde, die Dienstzeit der Soldaten zu verlängern<br />

und sie, statt wie bisher höchstens nur den Sommer, auch den Winter hindurch<br />

unter den Waffen zu halten, und als die Bauernschaft, die vollständige Zerrüttung<br />

ihrer ökonomischen Lage voraussehend, im Begriff war, ihre Einwilligung zu der<br />

Kriegserklärung zu verweigern, entschloß sich der Senat zu einer wichtigen Konzession:<br />

er übernahm den Sold, den bisher die Distrikte durch Umlage aufgebracht<br />

hatten, auf die Staatskasse, das heißt auf den Ertrag der indirekten Abgaben und<br />

der Domänen (348 406). Nur für den Fall, daß die Staatskasse augenblicklich leer<br />

sei, wurde des Soldes wegen eine allgemeine Umlage (tributum) ausgeschrieben,<br />

die indes als gezwungene Anleihe betrachtet und von der Gemeinde späterhin zurückgezahlt<br />

ward. Die Einrichtung war billig und weise; allein da das wesentliche<br />

Fundament, eine reelle Verwertung der Domänen zum Besten der Staatskasse, ihr<br />

nicht gegeben ward, so kamen zu der vermehrten Last des Dienstes noch häufige<br />

Umlagen hinzu, die den kleinen Mann darum nicht weniger ruinierten, daß sie<br />

offiziell nicht als Steuern, sondern als Vorschüsse betrachtet wurden.<br />

Unter solchen Umständen, wo die plebejische Aristokratie sich durch den Widerstand<br />

des Adels und die Gleichgültigkeit der Gemeinde tatsächlich von der politischen<br />

Gleichberechtigung ausgeschlossen sah und die leidende Bauernschaft<br />

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