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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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177<br />

gewaltigen Machtentwicklung Roms – wohl erkannte Pyrrhos’ scharfer Soldatenblick<br />

die Ursache des politischen und militärischen Übergewichts der Römer in<br />

dem blühenden Zustande der römischen Bauernwirtschaften. Aber auch das Aufkommen<br />

der Großwirtschaft in dem römischen Ackerbau scheint in diese Zeit zu<br />

fallen. In der älteren Zeit gab es wohl auch schon einen – wenigstens verhältnismäßig<br />

– großen Grundbesitz; aber dessen Bewirtschaftung war keine Groß-, sondern<br />

nur eine vervielfältigte Kleinwirtschaft (I, 204). Dagegen darf die mit der älteren<br />

Wirtschaftsweise zwar nicht unvereinbare, aber doch der späteren bei weitem<br />

angemessenere Bestimmung des Gesetzes vom Jahre 387 (367), daß der Grundbesitzer<br />

neben den Sklaven eine verhältnismäßige Zahl freier Leute zu verwenden<br />

verbunden sei, wohl als die älteste Spur der späteren zentralisierten Gutswirtschaft<br />

angesehen werden 6 ; und es ist bemerkenswert, daß gleich hier bei ihrem ersten<br />

Vorkommen dieselbe wesentlich auf dem Sklavenhalten ruht. Wie sie aufkam, muß<br />

dahingestellt bleiben; möglich ist es, daß die karthagischen Pflanzungen auf Sizilien<br />

schon den ältesten römischen Gutsbesitzern als Muster gedient haben und vielleicht<br />

steht selbst das Aufkommen des Weizens in der Landwirtschaft neben dem<br />

Spelt, das Varro um die Zeit der Dezemvirn setzt, mit dieser veränderten Wirtschaftsweise<br />

in Zusammenhang. Noch weniger läßt sich ermitteln, wie weit diese<br />

Wirtschaftsweise schon in dieser Epoche um sich gegriffen hat; nur daran, daß sie<br />

noch nicht Regel gewesen sein und den italischen Bauernstand noch nicht absorbiert<br />

haben kann, läßt die <strong>Geschichte</strong> des Hannibalischen Krieges keinen Zweifel.<br />

Wo sie aber aufkam, vernichtete sie die ältere, auf dem Bittbesitz beruhende Klientel;<br />

ähnlich wie die heutige Gutswirtschaft großenteils durch Niederlegung der<br />

Bauernstellen und Verwandlung der Hufen in Hoffeld entstanden ist. Es ist keinem<br />

Zweifel unterworfen, daß zu der Bedrängnis des kleinen Ackerbauernstandes eben<br />

das Einschränken dieser Ackerklientel höchst wesentlich mitgewirkt hat.<br />

Über den inneren Verkehr der Italiker untereinander sind die schriftlichen Quellen<br />

stumm; einigen Aufschluß geben lediglich die Münzen. Daß in Italien, von den<br />

griechischen Städten und dem etruskischen Populonia abgesehen, während der ersten<br />

drei Jahrhunderte Roms nicht gemünzt ward und als Tauschmaterial anfangs<br />

das Vieh, später Kupfer nach dem Gewicht diente, wurde schon gesagt. In die gegenwärtige<br />

Epoche fällt der Übergang der Italiker vom Tausch- zum Geldsystem,<br />

wobei man natürlich zunächst auf griechische Muster sich hingewiesen sah. Es<br />

lag indes in den Verhältnissen, daß in Mittelitalien statt des Silbers das Kupfer<br />

zum Münzmetall ward und die Münzeinheit sich zunächst anlehnte an die bisherige<br />

Werteinheit, das Kupferpfund; womit es zusammenhängt, daß man die Münzen<br />

6 Auch Varro (rust. 1, 2, 9) denkt sich den Urheber des Licinischen Ackergesetzes offenbar als<br />

Selbstbewirtschafter seiner ausgedehnten Ländereien; obgleich übrigens die Anekdote leicht erfunden<br />

sein kann, um den Beinamen zu erklären.

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