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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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empört, aber keine Kriege mehr gegen Rom geführt.<br />

Aber je entschiedenere Erfolge der Bund der Römer, Latiner und Herniker gegen<br />

die Etrusker, Aequer, Volsker und Rutuler davontrug, desto mehr entwich aus<br />

ihm die Eintracht. Die Ursache lag zum Teil wohl in der früher dargestellten, aus<br />

den bestehenden Verhältnissen mit innerer Notwendigkeit sich entwickelnden, aber<br />

darum nicht weniger schwer auf Latium lastenden Steigerung der hegemonischen<br />

Gewalt Roms, zum Teil in einzelnen gehässigen Ungerechtigkeiten der führenden<br />

Gemeinde. Dahin gehören vornehmlich der schmähliche Schiedsspruch zwischen<br />

den Aricinern und den Rutulern in Ardea 308 (446), wo die Römer, angerufen<br />

zu kompromissarischer Entscheidung über ein zwischen den beiden Gemeinden<br />

streitiges Grenzgebiet, dasselbe für sich nahmen, und als über diesen Spruch in<br />

Ardea innere Streitigkeiten entstanden, das Volk zu den Volskern sich schlagen<br />

wollte, während der Adel an Rom festhielt, die noch schändlichere Ausnutzung<br />

dieses Haders zu der schon erwähnten Aussendung römischer Kolonisten in die<br />

reiche Stadt, unter die die Ländereien der Anhänger der antirömischen Partei ausgeteilt<br />

wurden (312 442). Hauptsächlich indes war die Ursache, weshalb der Bund<br />

sich innerlich auflöste, eben die Niederwerfung der gemeinschaftlichen Feinde;<br />

die Schonung von der einen, die Hingebung von der anderen Seite hatte ein Ende,<br />

seitdem man gegenseitig des anderen nicht mehr meinte zu bedürfen. Zum<br />

offenen Bruche zwischen den Latinern und Hernikern einer- und den Römern anderseits<br />

gab die nächste Veranlassung teils die Einnahme Roms durch die Kelten<br />

und dessen dadurch herbeigeführte augenblickliche Schwäche, teils die definitive<br />

Besetzung und Aufteilung des pomptinischen Gebiets; bald standen die bisherigen<br />

Verbündeten gegeneinander im Felde. Schon hatten latinische Freiwillige in<br />

großer Anzahl an dem letzten Verzweiflungskampf der Antiaten teilgenommen;<br />

jetzt mußten die namhaftesten latinischen Städte: Lanuvium (371 383), Praeneste<br />

(372-374, 400 382-380, 354), Tusculum (373 381), Tibur (394, 400 360, 354)<br />

und selbst einzelne der im Volskerland von dem römisch-latinischen Bunde angelegten<br />

Festungen wie Velitrae und Circeii mit den Waffen bezwungen werden, ja<br />

die Tiburtiner scheuten sich sogar nicht, mit den eben einmal wieder einrückenden<br />

gallischen Scharen gemeinschaftliche Sache gegen Rom zu machen. Zum gemeinschaftlichen<br />

Aufstand kam es indes nicht und ohne viel Mühe bemeisterte Rom<br />

die einzelnen Städte; Tusculum ward sogar (373 381) genötigt, seine politische<br />

Selbständigkeit aufzugeben und in den römischen Bürgerverband als untertänige<br />

Gemeinde (civitas sine suffragio) einzutreten, so daß die Stadt ihre Mauern und eine<br />

wenn auch beschränkte Selbstverwaltung, darum auch eigene Beamten und eine<br />

eigene Bürgerversammlung behielt, dagegen aber ihre Bürger als römische das aktive<br />

und passive Wahlrecht entbehrten – der erste Fall, daß eine ganze Bürgerschaft<br />

dem römischen Gemeinwesen als abhängige Gemeinde einverleibt wurde.<br />

Ernster war der Kampf gegen die Herniker (392-396 362-358), in dem der er-<br />

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