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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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142 KAPITEL 7. KÖNIG PYRRHOS GEGEN ROM<br />

von Herakleia auf. Die Italiker beschwerten sich über die Lasten des Krieges, namentlich<br />

über die schlechte Mannszucht der bei ihnen einquartierten Söldner, und<br />

der König, müde des kleinlichen Gezänks und des unpolitischen wie unmilitärischen<br />

Gehabens seiner Bundesgenossen, fing an zu ahnen, daß die Aufgabe, die<br />

ihm zugefallen war, trotz aller taktischen Erfolge politisch unlösbar sein möge.<br />

Die Ankunft einer römischen Gesandtschaft, dreier Konsulate, darunter der Sieger<br />

von Thurii, Gaius Fabricius, ließ einen Augenblick wieder die Friedenshoffnungen<br />

bei ihm erwachen; allein es zeigte sich bald, daß sie nur Vollmacht hatte, wegen<br />

Lösung oder Auswechselung der Gefangenen zu unterhandeln. Pyrrhos schlug diese<br />

Forderung ab, allein er entließ zur Feier der Saturnalien sämtliche Gefangene<br />

auf ihr Ehrenwort; daß sie es hielten und daß der römische Gesandte einen Bestechungsversuch<br />

abwies, hat man in der Folgezeit in unschicklichster und mehr für<br />

die Ehrlosigkeit der späteren als die Ehrenhaftigkeit der früheren Zeit bezeichnender<br />

Weise gefeiert.<br />

Mit dem Frühjahr 475 (279) ergriff Pyrrhos abermals die Offensive und rückte<br />

in Apulien ein, wohin das römische Heer ihm entgegenkam. In der Hoffnung<br />

durch einen entscheidenden Sieg die römische Symmachie in diesen Landschaften<br />

zu erschüttern, bot der König eine zweite Schlacht an und die Römer verweigerten<br />

sie nicht. Bei Ausculum (Ascoli di Puglia) trafen beide Heere aufeinander. Unter<br />

Pyrrhos’ Fahnen fochten außer seinen epeirotischen und makedonischen Truppen<br />

die italischen Söldner, die Bürgerwehr – die sogenannten Weißschilde Ű von Tarent<br />

und die verbündeten Lucaner, Brettier und Samniten, zusammen 70000 Mann<br />

zu Fuß, davon 16000 Griechen und Epeiroten, über 8000 Reiter und 19 Elefanten.<br />

Mit den Römern standen an diesem Tage die Latiner, Kampaner, Volsker, Sabiner,<br />

Umbrer, Marruciner, Paeligner, Frentaner und Arpaner; auch sie zählten über<br />

70000 Mann zu Fuß, darunter 20000 römische Bürger, und 8000 Reiter. Beide Teile<br />

hatten in ihrem Heerwesen Änderungen vorgenommen. Pyrrhos, mit scharfem Soldatenblick<br />

die Vorzüge der römischen Manipularordnung erkennend, hatte auf den<br />

Flügeln die lange Front seiner Phalangen vertauscht mit einer der Kohortenstellung<br />

nachgebildeten unterbrochenen Aufstellung in Fähnlein und, vielleicht nicht<br />

minder aus politischen wie aus militärischen Gründen, zwischen die Abteilungen<br />

seiner eigenen Leute die tarentinischen und samnitischen Kohorten eingeschoben;<br />

im Mitteltreffen allein stand die epeirotische Phalanx in geschlossener Reihe. Die<br />

Römer führten zur Abwehr der Elefanten eine Art Streitwagen heran, aus denen<br />

Feuerbecken an eisernen Stangen hervorragten und auf denen bewegliche, zum<br />

Herablassen eingerichtete und in Eisenstachel endende Maste befestigt waren –<br />

gewissermaßen das Vorbild der Enterbrücken, die im Ersten Punischen Krieg eine<br />

so große Rolle spielen sollten.<br />

Nach dem griechischen Schlachtbericht, der minder parteiisch scheint als der<br />

uns auch vorliegende römische, waren die Griechen am ersten Tage im Nachteil,

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