Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com
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Kapitel 6<br />
Die Italiker gegen Rom<br />
Während die Römer am Liris und Volturnus fochten, bewegten den Südosten der<br />
Halbinsel andere Kämpfe. Die reiche tarentinische Kaufmannsrepublik, immer ernstlicher<br />
bedroht von den lucanischen und messapischen Haufen und ihren eigenen<br />
Schwertern mit Recht mißtrauend, gewann für gute Worte und besseres Geld die<br />
Bandenführer der Heimat. Der Spartanerkönig Archidamos, der mit einem starken<br />
Haufen den Stammgenossen zu Hilfe gekommen war, erlag an demselben Tage, wo<br />
Philipp bei Chaeroneia siegte, den Lucanern (416 338); wie die frommen Griechen<br />
meinten, zur Strafe dafür, daß er und seine Leute neunzehn Jahre früher teilgenommen<br />
hatten an der Plünderung des delphischen Heiligtums. Seinen Platz nahm ein<br />
mächtigerer Feldhauptmann ein, Alexander der Molosser, Bruder der Olympias,<br />
der Mutter Alexanders des Großen. Mit den mitgebrachten Scharen vereinigte er<br />
unter seinen Fahnen die Zuzüge der Griechenstädte, namentlich der Tarentiner und<br />
Metapontiner; ferner die Poediculer (um Rubi, jetzt Ruvo), die gleich den Griechen<br />
sich von der sabellischen Nation bedroht sahen; endlich sogar die lucanischen Verbannten<br />
selbst, deren beträchtliche Zahl auf heftige innere Unruhen in dieser Eidgenossenschaft<br />
schließen läßt. So sah er sich bald dem Feinde überlegen. Consentia<br />
(Cosenza), der Bundessitz, wie es scheint, der in Großgriechenland angesiedelten<br />
Sabeller, fiel in seine Hände. Umsonst kommen die Samniten den Lucanern zu<br />
Hilfe; Alexander schlägt ihre vereinigte Streitmacht bei Paestum, er bezwingt die<br />
Daunier um Sipontum, die Messapier auf der südöstlichen Halbinsel; schon gebietet<br />
er von Meer zu Meer und ist im Begriff, den Römern die Hand zu reichen<br />
und mit ihnen gemeinschaftlich die Samniten in ihren Stammsitzen anzugreifen.<br />
Aber so unerwartete Erfolge waren den Tarentiner Kaufleuten unerwünscht und erschreckend;<br />
es kam zum Kriege zwischen ihnen und ihrem Feldhauptmann, der als<br />
gedungener Söldner erschienen war und nun sich anließ, als wolle er im Westen ein<br />
hellenisches Reich begründen gleichwie sein Neffe im Osten. Alexander war an-<br />
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