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Mommsen, Theodor, Römische Geschichte, Zweites ... - nubuk.com

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solange auswärtige Truppen auf italischem Gebiet ständen, und das Wort wahr zu<br />

machen, wies man den Gesandten sofort aus der Stadt. Der Zweck der Sendung<br />

war verfehlt und der gewandte Diplomat, statt mit seiner Redekunst Effekt zu machen,<br />

hatte vielmehr durch diesen männlichen Ernst nach so schwerer Niederlage<br />

sich selber imponieren lassen – er erklärte daheim, daß in dieser Stadt jeder Bürger<br />

ihm erschienen sei wie ein König; freilich, der Hofmann hatte ein freies Volk zu<br />

Gesicht bekommen.<br />

Pyrrhos, der während dieser Verhandlungen in Kampanien eingerückt war,<br />

brach auf die Nachricht von ihrem Abbruch sogleich auf gegen Rom, um den Etruskern<br />

die Hand zu reichen, die Bundesgenossen Roms zu erschüttern, die Stadt selber<br />

zu bedrohen. Aber die Römer ließen sich so wenig schrecken wie gewinnen.<br />

Auf den Ruf des Heroldes, “an die Stelle der Gefallenen sich einschreiben zu lassen”,<br />

hatte gleich nach der Schlacht von Herakleia die junge Mannschaft sich scharenweise<br />

zur Aushebung gedrängt; mit den beiden neugebildeten Legionen und<br />

dem aus Lucanien zurückgezogenen Korps folgte Laevinus, stärker als vorher, dem<br />

Marsch des Königs; er deckte gegen denselben Capua und vereitelte dessen Versuche,<br />

mit Neapel Verbindungen anzuknüpfen. So straff war die Haltung der Römer,<br />

daß außer den unteritalischen Griechen kein namhafter Bundesstaat es wagte, vom<br />

römischen Bündnis abzufallen. Da wandte Pyrrhos sich gegen Rom selbst. Durch<br />

die reiche Landschaft, deren blühenden Zustand er mit Bewunderung schaute, zog<br />

er gegen Fregellae, das er überrumpelte, erzwang den Übergang über den Liris<br />

und gelangte bis nach Anagnia, das nicht mehr als acht deutsche Meilen von Rom<br />

entfernt ist. Kein Heer warf sich ihm entgegen; aber überall schlossen die Städte<br />

Latiums ihm die Tore, und gemessenen Schrittes folgte von Kampanien aus Laevinus<br />

ihm nach, während von Norden der Konsul Tiberius Coruncanius, der soeben<br />

mit den Etruskern durch einen rechtzeitigen Friedensschluß sich abgefunden hatte,<br />

eine zweite römische Armee heranführte und in Rom selbst die Reserve unter dem<br />

Diktator Gnaeus Domitius Calvinus sich zum Kampfe fertig machte. Dagegen war<br />

nichts auszurichten; dem König blieb nichts übrig als umzukehren. Eine Zeitlang<br />

stand er noch in Kampanien den vereinigten Heeren der beiden Konsuln untätig gegenüber;<br />

aber es bot sich keine Gelegenheit, einen Hauptschlag auszuführen. Als<br />

der Winter herankam, räumte der König das feindliche Gebiet und verteilte seine<br />

Truppen in die befreundeten Städte; er selbst nahm Winterquartier in Tarent. Hierauf<br />

stellten auch die Römer ihre Operationen ein; das Heer bezog Standquartiere<br />

bei Firmum im Picenischen, wo auf Befehl des Senats die am Siris geschlagenen<br />

Legionen den Winter hindurch zur Strafe unter Zelten kampierten.<br />

So endigte der Feldzug des Jahres 474 (280). Der Sonderfriede, den Etrurien<br />

im entscheidenden Augenblick mit Rom abgeschlossen hatte, und des Königs<br />

unvermuteter Rückzug, der die hochgespannten Hoffnungen der italischen Bundesgenossen<br />

gänzlich täuschte, wogen zum großen Teil den Eindruck des Sieges

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