08.04.2013 Aufrufe

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

103<br />

Gott ist keine Projektion. Ein fiktives Gottesbild, ein <strong>von</strong> Menschen erdachtes und gestaltetes<br />

Gottesbild, müsste andere Züge tragen.<br />

Was die Projektionshypothese Feuerbachs und des Marxismus angeht, ist übrigens auch daran zu<br />

erinnern, dass sie in ihrer Logik nicht überzeugt, auch wenn Gott tatsächlich eine Wunsch-<br />

vorstellung wäre. Wiederholt hat man darauf hingewiesen: Auch wenn Gott eine Wunschvor-<br />

stellung wäre, so wäre das nicht ein Beweis für seine Nichtexistenz. Gewiss darf ich nicht <strong>von</strong><br />

dem Wunsch und <strong>von</strong> der Bedeutung, die etwas für mich hat, auf dessen Existenz schließen.<br />

Aber umgekehrt darf ich auch nicht schließen: Weil etwas bedeutsam für mich ist, weil etwas die<br />

Erfüllung eines Wunsches für mich darstellt, deshalb kann es nicht existieren. Es gibt durchaus<br />

Dinge, deren Existenz ich wünsche und die tatsächlich existieren.<br />

7. Das Prophetentum.<br />

a) Verkündigung der Weisungen Jahwes.<br />

Wenn sich inmitten der inneren Spannungen, denen Israel mit seiner Religion ausgesetzt war,<br />

diese Religion durchgehalten hat, so ist das den Propheten zu verdanken, die das Volk immer<br />

wieder zu Jahwe zurückführten. Damit ist bereits ein neues Stichwort gefallen. Der Prophetismus<br />

der Jahwe-Religion ist nicht weniger rätselhaft und einzigartig als das Gottes- und Men-<br />

schenbild dieser Religion, und er muss die besondere Aufmerksamkeit erregen, wo immer man<br />

sich des Näheren mit ihm beschäftigt.<br />

Wahrsager und Zeichendeuter gab es zu allen Zeiten und bei allen Völkern bis in die Gegenwart<br />

hinein. Im Altertum suchte man etwa aus den Eingeweiden der Opfertiere, speziell aus der Form<br />

und der Eigenart ihrer Leber, die als Abbild des Kosmos galt, oder aus dem Flug der Vögel oder<br />

aus der Konstellation der Gestirne oder aus der Weise, wie sich Öl in einem Becher Wasser<br />

verteilte, oder aus Missgeburten bei Mensch und Tier 230 mit Hilfe geheimer AWissenschaft@ die<br />

Zukunft zu deuten. Dieser Aberglaube war in der Umwelt Israels weit verbreitet, wie uns<br />

neuerdings zum Bewusstsein gekommen ist, etwa seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, und das<br />

dank der Auswertung und Erschließung der altorientalischen Literatur. Gerade in Babylon galt<br />

dieser Aberglaube nicht wenig. So ist uns beispielsweise seit der Zeit des Hammurabi (um 1700<br />

230 Werner Bulst, Vernünftiger Glaube, Berlin 1957, 38.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!