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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Götter nicht, weil sie die Weisheit besitzen, und die Toren nicht, weil ihnen, obschon sie die<br />

Weisheit nicht besitzen und doch auf sie hingeordnet sind <strong>von</strong> Natur aus, dieser Nichtbesitz und<br />

dieses Hingeordnetsein noch gar nicht zum Bewusstsein gekommen sind].<br />

In der zweieinhalb Jahrtausende dauernden Geschichte der abendländischen Philosophie nimmt<br />

das Gottesproblem die beherrschende Stellung ein. Platon (427-347 v. Chr.) versetzt die Ideen in<br />

das Reich des Göttlichen. Für Aristoteles (384-322 v. Chr.) ist der erste unbewegte Beweger der<br />

Ursprung alles Seienden, Gott. Auch die Spätantike versteht die Philosophie ausgesprochen<br />

theologisch. Verständlicherweise war das Gottesproblem auch in der christlichen Philosophie das<br />

zentrale Thema. So kann Augustinus in seinem Werk ADe civitate Dei@ sagen: ADer wahre<br />

Philosoph ist der Liebhaber Gottes@ 129 . Nach Thomas <strong>von</strong> Aquin ist die ganze Philosophie Aauf<br />

die Erkenntnis Gottes hingeordnet@ 130 . Nicht viel anders ist es in der Philosophie der Neuzeit, die<br />

oft fälschlicherweise einseitig als eine Philosophie des Vertrauens allein auf die menschliche<br />

Vernunft verstanden worden ist. René Descartes (+ 1650) wird gemeinhin als der Begründer der<br />

Philosophie der Neuzeit angesehen. Er versichert sich Gottes als des Garanten der Wahrheit, um<br />

im radikalen Zweifel die Gewissheit wiederzufinden. Für Baruch (oder Benedictus) Spinoza<br />

(+1677) gibt es nichts außer Gott. Gottfried Wilhelm Leibniz (+ 1716) deutet alle Dinge als<br />

AAusblitzungen der Gottheit@ 131 . Selbst Rousseau (+ 1778) und Voltaire (+ 1778) haben sich an<br />

Gottesbeweisen versucht. Für Immanuel Kant - <strong>von</strong> ihm hängt die gesamte neuere Philosophie ab<br />

- ist die Frage nach Gott mit Vorrang unter den Aunvermeidlichen Aufgaben der reinen Vernunft@<br />

zu sehen 132 . Deutlich bringt der deutsche Idealismus das theologische Wesen der Philosophie<br />

zum Ausdruck. Für Johann Gottfried Fichte (+ 1814) ist die Philosophie nichts anderes als<br />

Gottes- oder Wissenschaftslehre 133 . Für Friedrich Wilhelm <strong>Joseph</strong> Schelling (+ 1854) ist sie eine<br />

Afortgehende Erweisung Gottes@ 134 . Georg Wilhelm Friedrich Hegel (+ 1831), der den deutschen<br />

Idealismus vollendete, behauptet: Gott ist Ader eine und einzige Gegenstand der Philosophie. Die<br />

129 Augustinus, De civitate Dei Buch VIII, Kap. 1.<br />

130 Thomas <strong>von</strong> Aquin, Summa contra gentiles, Buch I, Kap. 4.<br />

131 Gottfried Wilhelm Leibniz, Monadologie Nr. 47. (?)<br />

132 Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 7. (?)<br />

133 Vgl. Johann Gottlieb Fichte, Das System der Sittenlehre, 1812 (?).<br />

134 Vgl. Friedrich Wilhelm Schelling, Stuttgarter Privatvorlesungen (?).

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