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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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vervollkommnet, dass sie tatsächlich den Weg <strong>von</strong> der Redaktion über die Tradition zur Historie<br />

zurückgehen kann.<br />

7. Der historische Jesus und der kerygmatische Christus.<br />

Bis heute hat sich weitgehend ein Konsens hinsichtlich des historischen Jesus gebildet, wobei es<br />

freilich in Einzelpunkten Divergenzen gibt. Mehr oder weniger einig ist man sich über die<br />

Hauptereignisse des Lebens Jesu, über seine Lehrtätigkeit und deren Hauptpunkte sowie über<br />

seinen Kreuzestod. Die entscheidende Frage ist dabei nach wie vor das Problem des messiani-<br />

schen Selbstbewusstsein Jesu, die Frage, was Jesus <strong>von</strong> sich selber gehalten hat. Von<br />

grundlegen-der Bedeutung ist vor allem auch das Problem der theologischen Relevanz des<br />

historischen Jesus: die Verbindung des historischen Jesus mit dem kerygmatischen Christus.<br />

Seit Martin Kähler (+ 1912) nennt man die historische Person des Jesus <strong>von</strong> Nazareth, der am<br />

Anfang unserer Zeitrechnung predigend durch Palästina zog und in Jerusalem hingerichtet<br />

wurde, Jesus. Das Bild, das die Evangelien <strong>von</strong> dieser Person zeichnen, Christus 495 . Martin<br />

Kähler hatte damals festgestellt, dass ein wissenschaftlich rekonstruierter sogenannter<br />

historischer Jesus niemals Gegenstand des Glaubens sein könne, Gegenstand des Glaubens<br />

könne nur der im Ke-rygma, also der in der apostolischen Predigt des Neuen Testamentes,<br />

verkündigte Christus sein.<br />

Die entscheidende Frage ist demnach die Verbindung des historischen Jesus mit dem kerygma-<br />

tischen Christus. Man kann sich nicht auf das Kerygma zurückziehen, weil die Predigt der<br />

Urkirche nicht zeitlose Wahrheiten verkündet, sondern die Botschaft <strong>von</strong> einem konkreten<br />

Menschen, in dem Gott sich geoffenbart hat. Wenn dieser historische Jesus nicht den gleichen<br />

Anspruch erhoben hat, wie ihn die späteren Bekenntnisse der Gemeinde formulieren, so wird der<br />

christliche Glaube zu einem Mythos. Das ist jedenfalls die Auffassung der katholischen Theo-<br />

logie, die jedoch mehr und mehr auch bei den evangelischen Exegeten Anerkennung findet 496 .<br />

495 Martin Kähler, Der sogenannte historische Jesus und der geschichtlich-biblische Christus, Leip-zig 1892;<br />

vgl. auch Diego Arenhoevel, Was sagt das Konzil über die Offenbarung? Mainz 1967, 91 f.<br />

496 Franz <strong>Joseph</strong> Schierse (These 23: Jesus <strong>von</strong> Nazareth ist mit dem unvergleichlichen Anspruch<br />

aufgetreten, der einzige und letzte Offenbarer Gottes zu sein), in: Walter Kern u. a., Warum glauben? Würzburg

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