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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Gotteserkenntnis nicht Glauben oder Gottesglauben nennen. Den Gott der Philosophen erkenne<br />

ich, glauben aber kann ich nur an den Gott der Offenbarung. Das ist sehr wichtig, weil die<br />

natürliche Gotteserkenntnis die Grundlage der Fundamentaltheologie, des rationalen Aufweises<br />

der Glaubwürdigkeit der christlichen Offenbarungspredigt ist. Wir bauen nicht auf Gottes-<br />

glauben, sondern auf Gotteserkenntnis auf. Ohne philosophische Gotteserkenntnis und ohne die<br />

anderen Fragen der praeambula fidei (Unsterblichkeit der Seele, Freiheit und Verantwortlichkeit<br />

des Menschen) hinge unsere Argumentation in der Luft.<br />

Es gehört zum Glauben - so sagten wir - dass Gott mit Sicherheit mittels des natürlichen Lichtes<br />

der Vernunft aus den geschaffenen Dingen erkannt werden kann. So erklärt das Vaticanum I (DS<br />

3004.3026) ausdrücklich. Das gleiche Konzil stellt aber auch fest, dass die Kirche glaubt und<br />

bekennt, dass es einen Gott gibt: ASancta catholica apostolica Romana Ecclesia credit et<br />

confitetur, unum esse Deum verum et vivum, creatorem ...@ (DS 3001). Wie ist das miteinander<br />

zu vereinbaren.<br />

In der Scholastik hat man sich Gedanken darüber gemacht, ob ein und dieselbe Person gleich-<br />

zeitig das Dasein Gottes wissen und glauben könne. Diese Frage wird <strong>von</strong> mehreren Theologen<br />

der Scholastik (Alexander <strong>von</strong> Hales, Bonaventura, Albertus Magnus) sowie auch <strong>von</strong> neueren<br />

Theologen (Suarez) bejaht mit der Begründung, dass einmal die natürliche Einsicht der Grund<br />

dieser Wirklichkeit sei, dann die göttliche Offenbarung. Erkennen und Glauben gehörten aber<br />

verschiedenen Seinsordnungen an, das Erkennen der Natur, der Glaube der Gnade. Anders<br />

ausgedrückt: Man weist darauf hin, dass beim Gottesglauben und bei der Gotteserkenntnis<br />

jeweils das Formalobjekt verschieden ist. Thomas <strong>von</strong> Aquin teilt diese Meinung nicht. Er hält<br />

Gottesglauben und Gotteserkenntnis für nicht vereinbar miteinander. In seiner Summa erklärt er,<br />

es sei unmöglich, dass dieselbe Wahrheit <strong>von</strong> derselben Person gewusst und geglaubt werde:<br />

Aimpossibile est, quod ab eodem idem sit scitum et creditum@ 138 . Seine Begründung ist die, dass<br />

die mit dem Wissen verbundene klare Einsicht in die Wahrheit nicht zusammen mit dem Dunkel<br />

des Glaubens bestehen kann. Wohl aber hält er es für möglich, dass dieselbe Wahrheit <strong>von</strong> einer<br />

Person gewusst, <strong>von</strong> einer anderen hingegen geglaubt werde. Ebenso hält er es für möglich, dass<br />

ein und derselbe Mensch ein natürliches Wissen vom Dasein Gottes als des Urhebers der<br />

138 Thomas <strong>von</strong> Aquin, Summa Theologiae II/II, q.1, a.5.

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