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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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man, für die Solidarität Jesu mit den Armen, für seinen Appell zu Barmherzigkeit und<br />

Gerechtigkeit. Sein Sterben steht in der Reihe des gewaltsamen Todesschicksals der Propheten,<br />

aller unschuldig Ermordeten und Gekreuzigten zur Zeit Jesu und speziell bei der Zerstörung<br />

Jerusalems. Dem christlich verstandenen Golgotha entspricht das ungleich entsetzlichere<br />

Ausschwitz. Jesu Auferstehung und Himmelfahrt sind bereits bei Elija vorgebildet. Die Auf-<br />

erstehung Jesu ist außerdem ein Symbol für die Auferstehung des Judentums im neuen Staat<br />

Israel.<br />

Leo Baeck schreibt in seinem Aufsatz über das Evangelium als Urkunde der jüdischen Glau-<br />

bensgeschichte - ich nannte ihn bereits - : AJesus war ein Mann, der während erregter und<br />

gespannter Tage im Land der Juden lebte, wirkte, duldete und starb, ein Mann aus dem jü-<br />

dischen Volk, auf jüdischen Wegen im jüdischen Glauben und Hoffen, dessen Geist in der<br />

Heiligen Schrift wohnte, der in ihr dichtete und sann und das Wort Gottes kündete und lehrte,<br />

weil ihm Gott gegeben hatte, zu hören und zu predigen. Vor uns steht ein Mann, der in seinem<br />

Volk Jünger gewonnen hatte, die den Messias, den Sohn Davids, den Verheissenen suchten und<br />

in ihm fanden und festhielten, die an ihn glaubten, bis er an sich selbst zu glauben begann, so<br />

dass er nun in die Sendung und in das Geschick seiner (selbst), zu der Geschichte der Mensch-<br />

heit hin, eintrat@ 331 .<br />

Ähnlich sagt es auch <strong>Joseph</strong> Klausner in seinem schon erwähnten Buch AJesus <strong>von</strong> Nazareth.<br />

Seine Zeit, sein Leben, sein Wirken@. Er stellt vor allem mit Nachdruck fest, das Spezifische sei<br />

bei Jesus die Verschärfung und Radikalisierung des Alten Testamentes gewesen und die Form<br />

seiner Verkündigung. Er meint, die Gleichnisse Jesu seien unvergleichlich und seine Worte seien<br />

so außergewöhnlich, dass sie zum Eigentum aller geworden seien. Demgemäß hat er als Jude<br />

keine Bedenken, sich das Jesus-Wort zu eigen zu machen: ASiehe, ich bin bei euch alle Tage bis<br />

zum Ende der Welt@. <strong>Dr</strong>amatisch sind die letzten Worte seines Buches: AUnd wenn einst der Tag<br />

kommen wird, wo die Ethik Jesu die Hülle ihrer mystischen und mirakelhaften Umkleidung<br />

abstreift, dann wird Jesu Buch der Ethik einer der erlesensten Schätze der jüdischen Literatur<br />

aller Zeiten sein@ 332 .<br />

331 Zitiert nach Heinrich Fries, Zeitgenössische Grundtypen nichtchristlicher Jesusdeutungen, in: Wer ist<br />

doch dieser? Die Frage nach Jesus heute, hrsg. <strong>von</strong> Joachim Gnilka, München 1976, 66.<br />

332 Zitiert nach Hans Urs <strong>von</strong> Balthasar, Einsame Zwiesprache. Martin Buber und das Christentum, Köln

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