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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Marxismus wird der Hass gepredigt, denn der Hass ist die Mutter der Revolution. Soweit hier<br />

<strong>von</strong> Liebe die Rede ist, sind nur die Klassengenossen gemeint. Das Christentum schliesst<br />

einerseits den Kla-ssenkampf, andererseits aber auch die Klassengesellschaft aus. Das hängt mit<br />

der transzendenten Orientierung des Christentums zusammen. Alle innerweltlichen Heilslehren<br />

können, wenn über-haupt, ihr Ziel nur mit Gewalt erreichen, und zwar deshalb, weil ihnen die<br />

Motivation und die Hilfe dessen fehlt, was wir theologisch die Gnade nennen.<br />

Es wird in der marxistischen Deutung der Jesusgestalt nicht gesehen, dass Jesus primär den<br />

Gesinnungswandel meint, während der Marxismus auf die Änderung der Verhältnisse setzt.<br />

Damit hängt zusammen, dass das Christentum an das Ethos und an die Freiheit des Einzelnen<br />

appelliert, der Marxismus hingegen die Gewalt beschwört. Darin sind aber Totalitarismus und<br />

Terror als wesentliche Grundhaltung notwendig gegeben.<br />

Der Gesinnungswandel hat notwendig die Änderung der Verhältnisse zur Folge, aber freiwillig,<br />

<strong>von</strong> innen heraus. Beginnt man jedoch bei den Verhältnissen, so kann man überhaupt sein Ziel<br />

nur totalitär, mit Gewalt erreichen.<br />

Dennoch ist zuzugeben, dass auch die einseitige Sicht Richtiges in den Blick bekommt und<br />

entscheidende Gesichtspunkte hervorheben kann. Das gilt in unserem Fall für die starke Her-<br />

vorhebung der Botschaft der Liebe.<br />

Freilich gibt es auch hier wiederum fragwürdige Akzentuierungen im Einzelnen. Etwa, was die<br />

Hervorhebung der Vorliebe Jesu für die Armen angeht, ist darauf hinzuweisen, dass Jesus zwar<br />

die Armen bevorzugt, sich aber letztlich für alle verantwortlich weiss, für die Armen wie für die<br />

Reichen. Der geschichtliche Jesus sprach nämlich ein Ja und ein Nein zu den Reichen. Das Nein<br />

ist vor allem zu illustrieren mit folgenden Stellen: Mt 6, 24; Lk 16, 13; Mt 19, 23 f; Lk 6, 14; Lk<br />

6, 20; Lk 12, 33; Mk 10, 21; Lk 12, 21; Apg 2, 44 f; Apg 4, 32-37. Das Ja zeigt sich vor allem an<br />

folgenden Stellen: Lk 8, 2 f (Jesus liess sich durch begüterte Frauen aus dem Jüngerkreis unter-<br />

stützen); Mt 8,14 (Petrus besass ein Haus); Mk 14,3-9 (Jesus lässt sich salben mit dem Nardenöl,<br />

das einen besonderen Wert darstellte); Lk 19,8-10 (Jesus verlangt <strong>von</strong> dem Oberzöllner nicht,<br />

dass er alles verkauft); Mt 11,19 (Jesus wird als Freund der Zöllner bezeichnet).

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