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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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sind elementare Wirklichkeiten des Menschen. Das bestätigen nicht nur die Religionen, sondern<br />

auch unzählige Zeugnisse der menschlichen Lebenserfahrung in der Geschichte und in der<br />

Gegenwart. Die Allgemeinheit der Schuld wurzelt in der den Menschen auszeichnenden Freiheit.<br />

Das Zeugnis <strong>von</strong> der menschlichen Schuldhaftigkeit ist so allgemein und so alt wie die<br />

Menschheit selber. Sie weiss sich in einer grundlegenden Unheilssituation. Das findet in älterer<br />

Zeit seinen Ausdruck in den Mythen <strong>von</strong> dem verlorenen Paradies, <strong>von</strong> einem vergangenen<br />

goldenen Zeitalter, <strong>von</strong> einer versunkenen Insel der Seligen. Diese Unheilssituation wird so<br />

abgründig empfunden, dass nur Gott den Menschen aus dieser Situation herausführen kann,<br />

indem er mit ihm Gemeinschaft sucht aufgrund einer heilbringenden Offenbarung. So entspricht<br />

es der Grundüberzeugung vieler Religionen 143 . Ein sprechender Ausdruck dafür sind die<br />

zahllosen Opfer, die ja nichts anderes sind als ein Ringen um die Antwort Gottes angesichts der<br />

Erfahrung der Schuld 144 . Daher sind Gebet und Opfer die entscheidenden Elemente einer jeden<br />

Religion.<br />

16. Die übernatürliche Offenbarung als Offenbarung durch Geschichte und ihr Ab-<br />

schluss.<br />

Die Behauptung, die wir in diesem Traktat rational stützen wollen, ist die, dass der Gott der<br />

Philosophen sich in Israel und in der Christusoffenbarung personal dem Menschen erschlossen<br />

hat und dass er in einem bestimmten geschichtlichen Zeitraum, an bestimmten Orten, durch<br />

bestimmte Personen sich handelnd und redend dem Menschen geoffenbart hat.<br />

Er hat damit für den Menschen geheimnisvolle Wirklichkeiten ins Werk gesetzt und vermittelt,<br />

nämlich die Begnadigung und die Erlösung.<br />

Entsprechend dem Charakter unserer Welt, die nicht eine in sich selbst ruhende, statische,<br />

sondern eine Werde-Welt ist, sind die Heilswirklichkeiten und das sie aufschließende Wort<br />

Gottes in die Geschichte der Menschen hineinverflochten, nehmen sie teil an dem äußeren<br />

Verlauf der Geschichte und sind selber geschichtlich verfasst. Der eigentliche Offenbarungs-<br />

vorgang begegnet uns als Geschichte. [Das wird deutlich, wenn es im Hebräerbrief heißt:<br />

143 Ebd., 159-168.<br />

144 Vgl. Werner Bulst, Vernünftiger Glaube, Berlin 1957, 7 f.

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