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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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345<br />

Das zugrundeliegende Material, die angeblichen Aufzeichnungen eines Schülers des Apollonius<br />

namens Damis <strong>von</strong> Ninos (Ninive), sie werden <strong>von</strong> der Forschung eindeutig als Fiktion beurteilt.<br />

Philostratus zeichnet das Bild eines pythagoräischen Heiligen, und sein Apollonius ist nichts<br />

anderes als ein wieder aufgelebter Pythagoras. Aber auch im Hinblick auf ihn sind die biographi-<br />

schen Notizen allesamt aus sehr viel späterer Zeit.<br />

Apollonius kommt entsprechend diesem Lebensbild bis an die Grenzen der bekannten Welt, nach<br />

Babylonien und Indien, nach Äthiopien und Spanien. Er weissagt und predigt, er treibt Dämonen<br />

aus, beendigt Erdbeben, löst eiserne Fesseln, weckt Tote auf und entschwindet auf die gleiche<br />

rätselhafte Art, wie er gekommen ist, dem Gesichtskreis der Menschen 797 . Wichtig ist, dass diese<br />

Wunder sensationell sind, Schauwunder, dass sie kurios sind, zum Teil sogar komödienhaft. Sie<br />

haben einen Charakter, den im Christentum nicht einmal die Wunder der Apokryphen haben.<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen den Wundern des Neuen Testamentes und den antiken<br />

Wundergeschichten ist der, dass hier nicht ins Auge fallende, sensationelle Ereignisse berichtet<br />

werden und dass der Wundertäter seinerseits nicht Aufsehen erregt und nicht gefeiert wird. Vor<br />

allem sind die neutestamentlichen Wunder ernsthaft. Sie werden gewirkt aus dem Wissen um die<br />

Verlorenheit des Menschen, es geht bei ihnen letztlich um die Person Jesu sowie um seine Bot-<br />

schaft. Die Wunder, die Jesus wirkt, verweisen auf dessen transzendenten Ursprung, und sie illu-<br />

strieren die Verkündigung und das Wirken Jesu und veranschaulichen die innere Gnade, die sie<br />

vermitteln 798 . Hinzukommt: Jesus verwendet bei seinen Wundern kaum irgendwelche medizini-<br />

schen Praktiken oder Mittel (wie den Speichel in Mk 8,22 ff, und die Heilung entsteht im<br />

Allgemeinen durch ein bloßes Befehlswort des Wundertäters. Zudem sie die Wunder Jesu nicht<br />

Gebetserhörungen. Bemerkenswert ist auch, dass hier die Strafwunder fehlen, die in der Antike<br />

so häufig sind, und vor allem die Schauwunder, die der Unterhaltung dienen. Immer stehen Jesu<br />

Wunder im Zusammenhang mit dem Glauben dessen, an dem das Wunder vollzogen wird, oder<br />

mit dem Glauben <strong>von</strong> dessen Begleitung und damit im Zusammenhang mit der Offenheit für die<br />

Sendung Jesu. Kann man in den Wunderberichten des Neuen Testamentes auch literarisch oft<br />

797<br />

Vgl. Alois Riedmann, Die Wahrheit über Christus. Ein religionsgeschichtlicher Vergleich (Die Wahrheit<br />

des Christentums II), Freiburg 1951, 78 ff.<br />

798 Franz <strong>Joseph</strong>. Schierse (These 24: Der Anspruch Jesu wird durch Wunder veranschaulicht und bekäftigt),<br />

in: Walter Kern u. a., Warum glauben? Würzburg 1961, 230.

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