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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Das heißt konkret: Jedes überlieferte Wort und jedes überlieferte Ereignis gibt zunächst das<br />

Zeugnis des Glaubensverkünders, der es überliefert, wieder. Erst in zweiter Linie kann man<br />

fragen, Awie weit und in welchem Sinn hier geschichtliche Realität, ein so <strong>von</strong> Jesus gesproche-<br />

nes Wort oder ein so <strong>von</strong> ihm gewirktes Wunder vorliegt@ 512 . Das darf man nicht als eine grund-<br />

legende Skepsis gegenüber der Geschichtlichkeit der neutestamentlichen Schriften verstehen,<br />

sondern das muss als eine Ordnung der Interessen verstanden werden und damit als maßgeblich<br />

für den Weg unserer Erkenntnis. Das erste Interesse des Schreibers ist, den Glauben zu wecken<br />

und zu befestigen. Daher müssen auch wir zunächst das Glaubenszeugnis in seinem Gehalt und<br />

in seiner Gestalt erfassen.<br />

AAm Anfang steht das Bekenntnis: >Jesus ist der Messias=, das man erst nach der Ostererfahrung<br />

und der Geistmitteilung zu Pfingsten formuliert hat. Erst danach wird der Nachweis für die Zu-<br />

verlässigkeit des Kerygmas anhand der Ereignisse und Worte dieses Jesus geführt (vgl. Lk 1,4).<br />

Die ältesten Stücke des Neuen Testamentes sind die Briefe des Apostels Paulus, die den Glauben<br />

unmittelbar bezeugen. Erst die zweite Schicht des Neuen Testamentes umfasst die Evangelien,<br />

die diesen Glauben stützen und ihm sein Fundament geben. Auch in dieser Aufeinanderfolge in<br />

der Entstehung der neutestamentlichen Schriften kann man das Grundgesetz erkennen: Erst die<br />

Bezeugung des Glaubens, dann die Absicherung der Jesus-Geschichte. Doch auch die<br />

Evangelien sind insgesamt und im einzelnen im Dienste des Glaubens an Jesus, den Messias,<br />

niederge-schrieben worden@ 513 . - Der zweite Grund, warum es keine Biographie über Jesus geben<br />

kann, ist der, dass es faktisch viele Lücken gibt. Vieles berichten die Quellen nicht, vor allem<br />

bleibt, selbst wenn man sich mit dem äußeren Rahmen des Lebens Jesu zufrieden gäbe, also mit<br />

den wichtigsten Tatsachen, die wir tatsächlich erheben können, so bleibt doch die Frage der<br />

Persönlichkeit und vor allem die Frage des sogenannten Selbstbewusstseins Jesu dunkel. Diese<br />

Lücken waren immer wieder der Ort, an dem man seine subjektive Projektion in die Wirklichkeit<br />

512 Ebd., 32.<br />

513 Ebd.

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