08.04.2013 Aufrufe

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

155<br />

Dieses negative Jesusbild führte dann im Mittelalter zu den sogenannten AToledoth-Jeschu@, das<br />

ist eine Geschichte Jesu aus jüdischer Sicht, gewissermaßen ein jüdisches Anti-Evangelium, das<br />

heimlich gelesen und verbreitet wurde (AToledoth@ = Familiengeschichte, Entstehungs-<br />

geschichte). Hier findet sich beispielsweise der immer wieder kolportierte Gedanke, Jesus sei der<br />

illegitime Sohn Mariens, sein Vater sei <strong>Joseph</strong> Pandera, ein römischer Soldat (diese Gedanken<br />

wurden später in der Nazipolemik gegenüber dem Christentum aufgegriffen). Ferner wird Jesus<br />

in dieser Schrift als ein magischer Zauberer charakterisiert, als falscher Prophet, der für seine<br />

Betrügereien gehenkt worden sei. Seine Leiche sei, so heißt es in den Toledoth-Jeschu, in einen<br />

Kanal geworfen und abgeschwemmt worden, während die Jünger die Legende <strong>von</strong> der<br />

Auferstehung erfunden hätten. Von den Toledoth-Jeschu distanzieren die Juden sich heute<br />

weithin. So spricht etwa der jüdische Theologe und Schriftsteller Pinchas Lapide <strong>von</strong> Aabsto-<br />

ßenden Ausgeburten gehässiger Phantasie@, wirbt dafür jedoch um Verständnis mit dem Hinweis<br />

auf die Verfolgung der Juden durch die Christen. Was dieses Problem angeht, die Verfolgungen<br />

der Juden durch die Christen, muss man sich auch davor hüten zu übertreiben, wie das heute<br />

gern geschieht. Im Allgemeinen galt auch im Mittelalter das Prinzip der friedlichen Koexistenz.<br />

Die Tendenz zur Übertreibung der Untaten der Christen gegenüber den Juden gehört zum guten<br />

Ton speziell in Theologenkreisen. Sie findet sich auch sehr stark bei Heinrich Fries 321 .<br />

Es waren nicht nur religiöse Motive, die die Feindseligkeit gegenüber den Juden schürten, nicht<br />

selten waren es auch handfeste wirtschaftliche Interessen oder einfach der Neid, den sie durch<br />

ihre wirtschaftliche Prosperität erregten. Das Phänomen des Antisemitismus ist sehr viel-<br />

schichtig.<br />

In ANostra aetate@ findet sich ein Schuldbekenntnis der Kirche im Hinblick auf ihr Verhältnis<br />

zum Judentum in der Geschichte. Dieses Schuldbekenntnis ist relativ zurückhaltend, für manche<br />

Kritiker allzu sehr zurückhaltend, trifft aber in seiner maßvollen Zurückhaltung die Wirklichkeit,<br />

ohne der Versuchung einer krankhaften Selbstbezichtigung zu verfallen. Wörtlich heißt es: ADie<br />

Frankfurt 1975, 226; Heinrich Fries u. a., Jesus in den Weltreligionen, St. Ottilien 1981, 22 f. 48.<br />

320 Ebd., 34.<br />

321 Ebd., 23-28.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!