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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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immer mehr zum Bewusstsein kommt: der Affekt.<br />

13. Freie Gewissheit.<br />

Man darf allerdings hinsichtlich der natürlichen Gotteserkenntnis nicht eine Sicherheit ver-<br />

langen, die unsachgemäß ist. Der neuzeitliche Mensch sucht immer nach absoluter Sicherheit<br />

und Gewissheit. Das beginnt bereits bei Martin Luther (+ 1546) und setzt sich über René<br />

Descartes (+ 1650) fort bis hin zu den Existentialisten der Gegenwart. Der moderne Mensch<br />

erwartet <strong>von</strong> den Gottesbeweisen vielfach eine absolute Gewissheit, die sie natürlich nicht<br />

bringen können, ein Deduktionsverfahren <strong>von</strong> mathematischer Strenge, das sie nicht zu leisten<br />

vermögen, oder eine Gewissheit, wie sie die Naturwissenschaften erreichen. Das ist nicht<br />

möglich. Das berechtigt den Menschen jedoch nicht, die metaphysische und die religiöse<br />

Erkenntnisebene ganz auseinander-zurücken und sich auf die religiöse oder theologische Sphäre<br />

zurückzuziehen und das subjek-tive Erleben zur Norm der Beurteilung zu machen.<br />

Nach Aristoteles zeugt es <strong>von</strong> Bildung, wenn man nur so weit Genauigkeit verlangt, wie es das<br />

Wesen des Gegenstandes zulässt. Jeder Erkenntnisgegenstand erfordert eine bestimmte Methode,<br />

um erkannt werden zu können. Er kann nur auf die ihm zukommende Weise erkannt und befragt<br />

werden. Die falsche Methode ergibt ein falsches Ergebnis oder gar keines 94 . Es ist unwissen-<br />

schaftlich, eine einzige Methode auf alle Bereiche der Forschung zu übertragen. Jeder Gegen-<br />

stand muss in der ihm angemessenen Weise befragt werden 95 . Bei der natürlichen Gottes-<br />

erkenntnis geht es um philosophische Aussagen, um Amet-hodisch-kritische, prinzipielle Selbst-<br />

reflexion auf Grund <strong>von</strong> Erfahrungen@ 96 , d. h. Reflexion über die zentrale Erfahrung, die ihrer-<br />

seits nicht auf Teilaspekte, sondern auf die Mitte, den Grund dieser Erfahrung abzielt 97 . Da ist<br />

nun die Forderung einer metaphysischen Gewissheit unangemessen. Diese Art <strong>von</strong> Gewissheit<br />

kommt nur apriorischen Urteilen zu, wo<strong>von</strong> hier jedoch nicht die Rede sein kann. Alle Erkennt-<br />

94 Aristoteles, Nikomachische Ethik I, I; 1094 b 23-25; vgl. Julius Seiler, Das Dasein Gottes als<br />

Denkaufgabe, Luzern 1965, 267; Adolf Kolping, Fundamentaltheologie I, Münster 1968, 104.<br />

95 Jörg Splett, Gottesbeweise. Für und Wider, in: Glaubensbegründung heute. Botschaft und Lehre<br />

Veröffentlichungen des Katechetischen Institutes der Universität Graz), Graz 1970, 18.<br />

96 Ebd.<br />

97 Ebd.

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