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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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1. Das Problem.<br />

281<br />

Damit kommen wir zum letzten Kapitel unserer Überlegungen. Hier geht es uns darum, die<br />

Ungewöhnlichkeit, die Außerordentlichkeit und Rätselhaftigkeit des Menschen Jesus <strong>von</strong> Na-<br />

zareth aufzuzeigen und damit das Fundament des Glaubens der Urgemeinde und auch der Chri-<br />

stenheit in der Gegenwart deutlich zu machen oder den Grund für den Glauben. Dieses Kapitel<br />

ist eigentlich der Höhepunkt des II. Traktates der Fundamentaltheologie überhaupt. Es geht uns<br />

hier um das moralische Wunder des Menschen Jesus <strong>von</strong> Nazareth, der das Menschliche in über-<br />

menschlicher Weise gelebt hat und damit als der geglaubt werden kann, als der er im Bekenntnis<br />

der Kirche geglaubt wird.<br />

An Hand des historischen Befundes wollen wir nachweisen, dass der Mensch Jesus in seiner<br />

Außergewöhnlichkeit und Rätselhaftigkeit nur verständlich wird <strong>von</strong> dem Bekenntnis der Kirche<br />

her. Die Überzeugung, die uns hier leitet oder die das Ziel unserer Argumentation ist, ist jene,<br />

dass das größte Wunder des Christentums der Mensch Jesus ist, speziell in seiner unver-<br />

gleichlichen Gottverbundenheit und in seinem beispiellosen Selbstbewusstsein. Gerade die<br />

Gottverbundenheit ist ein entscheidender Zug an der Jesus-Gestalt der Evangelien. Das erkennt<br />

auch Marcello Craveri in seinem Jesusbuch, wenngleich er diese richtige Erkenntnis ins Pa-<br />

thologische verlegt, indem er Jesus als theoman bezeichnet, ein Verständnis, das freilich wider-<br />

legt wird durch das intellektuelle und ethische Niveau Jesu, der <strong>von</strong> einer eindrucksvollen<br />

Nüchternheit bestimmt ist, die jeder Enge und jedem Übermaß abhold ist.<br />

2. Verhältnis zum Judentum.<br />

Zunächst ist Jesus ein Jude. Er gehört dem Judentum an, biologisch, aber auch geistig. Das<br />

leugnen in der Geschichte weder christliche noch außerchristliche Quellen. Wenn Houston Stuart<br />

Chamberlain (1855-1927), ein Vertreter der Rassenideologie des Nationalsozialismus, nachwei-<br />

sen will, dass Jesus nicht der jüdischen Rasse angehört hat 567 , entbehrt das jeder wissenschaft-<br />

lichen Grundlage. Die Gestalt Jesu und seine Botschaft sind unleugbar jüdisch und nicht vom<br />

Judentum zu trennen. Das Judentum ist daher die tragende Wurzel des Christentums. Das gilt<br />

selbst für Paulus (Röm 11,18). Man kann Jesus nur vom Judentum her richtig verstehen. Ihn<br />

außerhalb des Judentums anzusiedeln, ist Ideologie, nicht Geschichte. Sie erinnern sich, dass uns<br />

567 Vgl. Houston Stuart Chamberlain, Rasse und Persönlichkeit, München 1935.

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