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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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91<br />

α) Das Grundmotiv der Selbstanklage und das Verlangen nach Vergebung<br />

Das dritte Moment, das das Menschenbild des Alten Testament entscheidend bestimmt, ist die<br />

Schuldhaftigkeit. Das Alte Testament hat wenigstens ein Dutzend Wörter für menschliche<br />

Schuld und Sünde. Es kennt eine allgemeine totale Schuldhaftigkeit des Menschen. So heißt es<br />

Gen 6,5: AJahwe sah, wie groß die menschliche Bosheit auf Erden war, und dass jegliches<br />

Gebilde ihrer Herzensgedanken allzeit nur böse war@. Ähnlich heißt es Gen 8,21: AAlle Gedan-<br />

ken des menschlichen Herzens sind nur böse <strong>von</strong> Jugend auf@. Derartige Äußerungen finden wir<br />

aber auch bei den Propheten und anderwärts im Alten Testament 219 . Das muss nicht im Sinn<br />

unserer entwickelten Erbsündenlehre verstanden werden, wenngleich hier die Wurzeln dafür<br />

liegen dürften. Jedenfalls wird deutlich: Der totalen Verantwortlichkeit korrespondiert die<br />

allgemeine Schuldhaftigkeit und Sünde des Menschen. Angesichts der hohen Forderungen muss<br />

der Mensch dauernd Verfehlungen registrieren. Wo eine totale Verantwortlichkeit übernommen<br />

wird, da kann das natürlich gar nicht anders sein. Der Mensch bleibt Gott schuldig, was er ihm<br />

leisten soll. Daher durchzieht das ganze Alte Testament die Selbstanklage des Menschen 220 .<br />

β) Die Frucht der Vergebung.<br />

Ein Grundmotiv des Alten Testamentes lautet: Wir leiden wegen unserer Sünde. Das gilt für das<br />

Leben des Volkes wie auch des Einzelnen. Im Unglück weiss sich der Israelit stets auf seine<br />

Sünde verwiesen. Daraus resultiert das Verlangen nach Vergebung, die nur <strong>von</strong> Jahwe selbst<br />

gewährt werden kann. Und Jahwe vergibt die Schuld wirklich. Die Bitte um Vergebung und der<br />

Jubel über die erlangte Verbung sind neben der Selbstanklage <strong>von</strong> daher ein weiteres wichtiges<br />

Grundmotiv des Alten Testamentes. Die Vergebung ist eine Lebensnotwendigkeit. Sie schenkt<br />

aber ihrerseits die Fähigkeit und Freiheit zu einem neuen Anfang 221 .<br />

d) Geborgenheit.<br />

α) Gottes Liebe (Hos 11).<br />

Als ein viertes entscheidendes Moment hinsichtlich des Menschenbildes des Alten Testamentes<br />

bezeichnen wir die Geborgenheit. Angesichts der Abhängigkeiten und der Fügungen weiss sich<br />

219 1 Kön 8,46; Ps 143,2; Nah 1,3; Koh 7,20; Ijob 14,4; 15,15 ff; Sir 8,5; 17,30 f usw.<br />

220 Klgl 1,5.8.14.<br />

221 Fritz Maass, Was ist Christentum? Tübingen 2 1981, 30-33.

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