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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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316<br />

heiligem Willen entspricht, wenn ein Mensch seinen Nächsten >liebt wie sich selbst= (Mk 12,<br />

31)@ 668 .<br />

Im menschlichen Alltagsleben geht es Jesus also um den Willen Gottes. Gerade Jesu Auslegung<br />

des Willens Gottes, die im Ernstfall äußerst provozierend ist, erscheint der Gemeinde überlie-<br />

fernswert, nicht etwa sein humanes und soziales Wirken (Mk 7,9 ff par Mt 15,3-6; Mk 10,5 ff par<br />

Mt 19,4 ff; Lk 6,27 ff par Mt 5,44 ff) 669 .<br />

Der ethischen Höhe Jesu entspricht es, dass er ein hohes Ethos verkündet und fordert und dass er<br />

die ethischen Weisungen des Alten Testamentes radikalisiert. Das wird besonders deutlich in den<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen, wenn er kompromisslose Nächstenliebe fordert bis hin zur<br />

Feindesliebe. Er lehnt die Wiedervergeltung und den Hass radikal ab und fordert gar die<br />

Feindesliebe. Das ist etwas Neues. Ganz anders lehrt der Koran, wenn er etwa in der achten Sure<br />

sagt: AIch werde denjenigen, die ungläubig sind, Schrecken einjagen. Haut (ihnen mit dem<br />

Schwert) auf den Nacken und schlagt zu auf jeden Finger <strong>von</strong> ihnen@ (Sure 8,12). Der Gedanke<br />

der Feindesliebe findet sich zwar bei den Stoikern, im Brahmanismus und Buddhismus, bei<br />

Konfuzius, ja, sogar auch im Islam nach Mohammed. Neu und einzigartig ist aber im Christen-<br />

tum die klare und positive Formulierung der Nächstenliebe in ihrer uneingeschränkten Geltung,<br />

die Reinheit der Motivation, in der sie gefordert wird, und die letzte Konsequenz dieser Forde-<br />

rung 670 .<br />

Nächstenliebe und Feindesliebe erhalten ihre Motivation durch die allumfassende Liebe Gottes.<br />

Sie meinen nicht eine Liebe zur Menschheit allgemein, die leicht schwärmerisch und un-<br />

verbindlich ist, etwa in dem Sinne <strong>von</strong> Aseid umschlungen Millionen@. Das Besondere an ihr ist,<br />

dass sie sich immer auf den konkreten Nächsten richtet, der in Not ist. Das macht sie allerdings<br />

auch so unbequem 671 , zeigt aber auch den nüchternen Realitätssinn dessen, der sie verkündet und<br />

668<br />

Nikolaus Walter, AHistorischer Jesus@ und Osterglaube. Ein Diskussionsbeitrag zur Christologie, in:<br />

Theologische Literaturzeitung 101, 1976, 333.<br />

669 Vgl. auch ebd., 333 f.<br />

670<br />

<strong>Joseph</strong> Gewiess, Rupert Angermair, Art. Feindesliebe, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IV,<br />

Freiburg 2 1960, 60-63.<br />

671 Adolf Kolping, Fundamentaltheologie II, Münster 1974, 403 f.

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