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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Glauben. Wer diese Zeichen annimmt, erkennt in ihnen die Herrlichkeit Jesu. Sie veranschau-<br />

lichen den Glauben, in einigen Fällen haben sie die Bestimmung, zum Glauben zu führen. Das<br />

gibt es auch, aber das ist nicht die Regel.<br />

Sieht man das, so wird man auch die Einzelheiten der Berichte anders beurteilen. Zwar sind die<br />

Evangelienberichte im Allgemeinen schon sehr knapp gehalten, und es werden wenige Details<br />

überliefert (wie etwa Mk 5,1-20 die Besessenen <strong>von</strong> Gerasa; Mk 5,21-43 die Heilung der Tochter<br />

des Jairus und der an Blutfluss leidenden Frau; Mk 9,14-29 die Heilung des epileptischen Kann-<br />

ben), dennoch ist in manchen Einzelfällen damit zu rechnen, dass sich dort Züge finden, die eher<br />

dem <strong>Dr</strong>ang zum Typischen oder der Hervorhebung der Größe des Wunders zuzuordnen sind.<br />

Man muss eben die literarische Eigenart der Wunder berücksichtigen, das heißt man kann nicht<br />

<strong>von</strong> vornherein da<strong>von</strong> ausgehen, dass jede Einzelheit in der Darstellung wortwörtlich geschicht-<br />

lich zu verstehen ist. Dass das falsch wäre, wird schon deutlich, wenn wir die Verschiedenheit<br />

der Berichte über den gleichen Vorgang in den verschiedenen Evangelien miteinander verglei-<br />

chen. So zeigt sich, dass der eine Evangelist etwa ihm unwesentlich Vorkommendes strafft, um<br />

so das Eigentliche besser zum Ausdruck zu bringen, als das in seiner Vorlage geschehen war<br />

(vgl. Mt 8,28-34; 9,18-26; 17,14-21), oder dass der andere Evangelist den Bericht im katecheti-<br />

schen oder missionarischen Anliegen gestaltet oder so schon übernommen hat 800 . Das kann man<br />

sehr schön zeigen, wenn man synoptisch die Evangelien liest bzw. Matthäus mit Markus<br />

vergleicht.<br />

Nicht zu übersehen ist, dass die Nüchternheit der evangelischen Wunderberichte etwa im<br />

Vergleich mit den legendären Darstellungen in den apokryphen Evangelien oder der profanen<br />

Literatur um die Zeitenwende auffallend ist. Wenn die Alte Kirche nur unsere vier Evangelien<br />

als kanonisch anerkannte, so zeigt sich darin ihr kritischer Sinn und ihr Verantwortungsbewusst-<br />

sein gegenüber der Offenbarung.<br />

Bedeutsam ist es auch, dass man in der jüdischen Polemik gegen das Christentum niemals das so<br />

naheliegende und so vernichtende Argument gebracht hat, es sei gar nicht wahr, was die Christen<br />

800 Vgl. auch Wolfgang Trilling, Fragen zur Geschichtlichkeit Jesu, Düsseldorf 1966, 99-102.

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