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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Zudem ist der Maßstab des Verständnisses der Evangelien nur vom historischen Jesus her zu<br />

finden, was freilich nicht heißt, dass nur der historische Jesus Gegenstand der Verkündigung sein<br />

dürfte. Aber er ist der rationale Weg zum Glauben.<br />

Entscheidend ist zunächst nicht, was die Gemeinde aus ihrem Bekenntnis später gemacht hat,<br />

sondern der Anspruch, den der historische Jesus selber erhoben hat. Von diesem Anspruch muss<br />

speziell die Fundamentaltheologie stets ausgehen. Der christliche Glaube ist wesentlich ein<br />

Rückbezug auf die Geschichte, das Bekenntnis zu Jesus <strong>von</strong> Nazareth als dem Christus, dem<br />

menschgewordenen Sohn Gottes. Fehlt dieser Bezug zur Geschichte, wie bei Bultmann, oder<br />

wird er als unbedeutend hingestellt, wie in der idealistischen Schule, so besteht immer die<br />

Gefahr, dass dieser Christus des Glaubens bei aller Entmythologisierung wieder zu einem<br />

geschichtslosen Mythos gemacht wird 497 .<br />

Das kann aber nicht heißen, dass allein der historische Jesus maßgebend wäre oder dass er allein<br />

der Gegenstand der Verkündigung sein dürfte. Dann würde aus dem Christentum so etwas wie<br />

ein Jesuanismus. Auf jeden Fall führt der rationale Weg zum Glauben <strong>von</strong> Jesus zu Christus.<br />

Wir müssen in der Fundamentaltheologie auf jeden Fall stets vom historischen Jesus ausgehen.<br />

Der protestantische Exeget Joachim Jeremias (+ 1979) hat einmal gesagt: AWer die Verkündi-<br />

gung Jesu isoliert, endet beim Ebionitismus. Wer das Kerygma der Urkirche isoliert, endet beim<br />

Doketismus@ 498 . Ernst Käsemann (+ 1998), der bezeichnenderweise aus der Schule Bultmanns<br />

kommt, hat die Frage, wie aus Jesus, dem Verkündiger, der Verkündigte, der Christus des<br />

Glaubens geworden ist, neu gestellt, um ein zusammenhangloses Nebeneinander <strong>von</strong> Historie<br />

und Kerygma zu überwinden. Hier muss eine neue Kontinuität gefunden werden, wie er<br />

erklärt 499 .<br />

1961, 214 f.<br />

497 Vgl. Werner Bulst, Die Wunder Jesu und unser Glaube, in: Glaubensbegründung heute, Graz 1970, 99.<br />

498 Joachim Jeremias, Jesus und seine Botschaft, Stuttgart 1976, 18.<br />

499 Ernst Käsemann, Exegetische Versuche und Besinnungen I, Göttingen 3 1964, 213; Wolfgang Trilling,<br />

Fragen zur Geschichtlichkeit Jesu, Düsseldorf 1966, 39.

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