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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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ständnisse an die positive Theologie gemacht, die er jedoch in der 4. Auflage wieder zu-<br />

rücknahm. Eine ganz neue, radikale Form seines Werkes entstand im Jahre 1865 mit dem Titel<br />

ADas Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet@ ( 4 1877). Noch radikaler als diese Neube-<br />

arbeitung des ALebens Jesu@ ist seine Schrift ADer alte und der neue Glaube. Ein Be-kenntnis@<br />

(1872, 14 1895).<br />

In seinem ALeben Jesu@ führt Strauß im Jahre 1835 unter dem Einfluss der Religionsphilosophie<br />

Hegels den Begriff AMythos@ in die Leben-Jesu-Forschung ein. Dieser Terminus wird so etwas<br />

wie ein Zentralbegriff. Er bestreitet zwar nicht die Geschichtlichkeit Jesu, behauptet aber, die<br />

evangelischen Berichte über Jesus hätten mythologischen Charakter. Anders ausgedrückt, in den<br />

Evangelien seien alte Mythen auf Jesus übertragen. David Friedrich Strauß hat als Erster den<br />

Begriff Mythos ins Gespräch gebracht, um die Eigenart des biblischen Denkens im Unterschied<br />

zum philosophischen zu kennzeichnen. Er ist der Meinung, dass das mythische, zumeist aus alt-<br />

testamentlichen Vorstellungen entwickelte Christusbild den historischen Jesus bis zur Un-<br />

kenntlichkeit überdeckt hat und dass man beide Elemente in den Evangelien sauber <strong>von</strong>einander<br />

scheiden und die Herkunft der einzelnen Mythologumena, das heißt die aus dem Mythos<br />

abgeleiteten Vorstellungen, aufzeigen muss. Strauß meint, Aufgabe der Theologie sei es, den<br />

zeitlichen philosophischen Ideengehalt aus dem Mythos herauszuarbeiten, um so die Menschheit<br />

zum höchsten Gottmenschentum im Sinne Hegels zu führen. Ursprünglich versteht er den<br />

Mythos als absichtslos dichtende Sage, später, seit 1864, in Anlehnung an Ferdinand Christian<br />

Baur, als bewusste Dichtung.<br />

Zunächst ist Mythos für ihn die Personifikation einer religiösen Idee, wie sie die Phantasie in der<br />

Volkssage unbewusst und unwillkürlich im Anschluss an historische Personen schafft. In seinem<br />

ALeben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet@ <strong>von</strong> 1865 ist er jedoch für ihn eine bewusste<br />

Fiktion. Dann stellt er fest, die Evangelien seien erst im 3. oder 4. Jahrhundert entstanden, erklärt<br />

allerdings nüchtern, seine Hypothese sei dann erledigt, wenn nachgewiesen werde, dass auch nur<br />

ein Evangelium dem 1. Jahrhundert angehöre. Dieser Nachweis ist freilich erbracht worden,<br />

wodurch die Straußsche Hypothese gegenstandslos geworden ist.<br />

Strauß unterzog den gesamten Stoff der Evangelien der mythischen Auslegung. Von der Person<br />

Jesu blieb nichts Positives mehr übrig. Er wurde zu einem anspruchslosen galiläischen Rabbi

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