08.04.2013 Aufrufe

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

48<br />

ten und Vorstellungsformen. Dem Menschen begegnet aber darin das stets sich gleich bleibende<br />

Antlitz Gottes. In immer neuen Ereignissen begegnet Gott seinem Volk in der Heilsgeschichte.<br />

AWas (aber) diese vielen Ereignisse mit der Anwesenheit der fremden Macht zu einer Geschichte<br />

macht, ist offenbar das Wiedererkennen des einzigartigen, immer wieder andersartigen Gottes.<br />

+Er ist es wieder*, so sprechen sie jedesmal. Gerade darin erweist diese Erfahrung ihre<br />

Zuverlässigkeit, weil sie diese Ereignisse deuten kann@ 120 .<br />

In der übernatürlichen Offenbarung erfahren wir: Der Grund unserer existentiellen Abhängigkeit<br />

ist kein Gott, der fern ist <strong>von</strong> uns, er ist vielmehr ein lebendiger Gott, der den Menschen nahe<br />

sein kann. Er ist seinem Volk verbunden. Er geht mit ihm durch die Geschichte. Er ist für sein<br />

Volk so etwas wie ein Vater, eine Mutter, ein Hirt. Er sucht eine Verbundenheit mit den<br />

Menschen, die selbst über den Tod hinausgeht 121 .<br />

Der Weg der Theologie beginnt somit bei der Philosophie. Der Weg der Philosophie endet bei<br />

der Gottesfrage. Die Philosophie führt zur natürlichen Theologie, die ihrerseits der Anknüp-<br />

fungs-punkt der übernatürlichen Theologie ist. Denn philosophieren bedeutet fragen, und zwar<br />

radikal fragen. Im Gegensatz zu den Einzelwissenschaften wird in der Philosophie nicht nach<br />

dem Einzelnen gefragt, sondern nach dem Ganzen. Philosophie meint Adas zu den letzten<br />

Gründen vordringende Wissen der menschlichen Vernunft um die Gesamtwirklichkeit, ins-<br />

besondere um Sein und Sollen des Menschen@ 122 . Philosophie meint also letzte Daseinsorientie-<br />

rung des Men-schen. [Diese spontane Daseinsorientierung hat zwar Aein instinkt- und gefühls-<br />

mäßiges Gepräge, wächst aber deshalb nicht weniger aus einem Denken hervor, das sich freilich,<br />

in den Gesamtzusammenhang eingebettet, nicht als solches isoliert und formuliert 123 .<br />

Darüberhinaus aber treibt es den Menschen Azu einem methodisch gesicherten, systematisch<br />

durchgeführten, gedanklich geklärten Wissen um das Wirkliche, eben zu wissenschaftlicher<br />

120<br />

Karl Lehmann, Kirchliche Dogmatik und biblisches Gottesbild, in: <strong>Joseph</strong> Ratzinger, Die Frage nach<br />

Gott, Freiburg 1972, 129.<br />

121 Jes 49,15; Ex 34-1-16; vgl. Adolf Kolping, Fundamentaltheologie II, Münster 1974, 681.<br />

122 Walter Brugger, Summe einer philosophischen Gotteslehre, München 1979, 234.<br />

123 Ebd.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!