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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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aber vielleicht nicht mehr lange, ist der Sabbat als der siebente Tag in der Woche, ein heiliger<br />

und Gott geweihter Tag, der Tag der Ruhe und der Freude für den Menschen.<br />

In Israel wird der Sabbat als ein Gleichnis für das Jenseits verstanden. Er bedeutet Erhebung des<br />

Menschen über die Arbeit und Hinwendung zu Gott. Damit hat er zugleich eine soziale und<br />

religiöse Bedeutung.<br />

γ) Die 2. Tafel.<br />

αα) Unbedingte Bindung des Ethos an Gott.<br />

Ist die erste Tafel des Dekalogs einzigartig, hat sie keine Parallelen in der Geschichte der<br />

Religionen oder im Ethos der Völker, so gilt das so nicht für die zweite Tafel. Sie hat Parallelen<br />

außerhalb des Alten Testamentes. Das erklärt sich daraus, dass diese Gebote, die das Leben der<br />

Menschen untereinander regeln, in der Natur des Menschen begründet sind und auch ohne<br />

Offenbarung daraus abgeleitet werden können. So finden wir Parallelen etwa in dem berühmten<br />

Gesetz des babylonischen Königs Hammurabi, der möglicherweise ein Zeitgenosse Abrahams<br />

war, in den babylonischen Bußpsalmen, in der altägyptischen Spruchweisheit, im Buddhismus,<br />

etwa im achtteiligen Pfad, und öfters. Allerdings werden uns diese Gebote nirgendwo in einer<br />

solch einprägsamen und knappen Form vorgelegt wie im Dekalog, und vor allem nicht in einer<br />

engen Verbindung mit den religiösen Geboten der ersten Tafel bzw. mit Gott. Einzigartig ist hier<br />

die unbedingte Verbindung des Ethos mit der Religion.<br />

ββ) Gleiche Bewertung <strong>von</strong> Mann und Frau.<br />

Wenn im 4. Gebot Vater und Mutter nebeneinander genannt und damit auf die gleiche Stufe<br />

gestellt werden hinsichtlich der Ehrfurcht und der Pietät, die ihnen geschuldet werden, so ist das<br />

ungewöhnlich für den antiken Menschen. Bei den meisten Völkern des Altertums war die Frau<br />

und die Mutter weniger geachtet. In der Ethik des Konfutse steht beispielsweise die Frau und<br />

Mutter auf einer Stufe mit den Kindern. Die eindeutige Gleichwertigkeit, die unbezweifelbare<br />

Ebenbürtigkeit (nicht Gleichheit) <strong>von</strong> Mann und Frau könnte man leicht aus einer Analyse <strong>von</strong><br />

Gen 1 und 2 aufzeigen. Gen 2,24 ist als Kritik an den patriarchalischen Verhältnissen der Zeit zu<br />

verstehen: Der Mann verlässt Vater und Mutter, nicht umgekehrt. Das widersprach offenkundig<br />

der faktischen Wirklichkeit. Sie werden ein Fleisch sein, das bedeutet so viel wie ein Herz und<br />

eine Seele. Das ist ein Hinweis auf die personale Gemeinschaft in der Ehe. Gen 2,24 wird in dem

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