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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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VI. DIE LEBEN-JESU-FORSCHUNG.<br />

1. Entstehung.<br />

215<br />

Bis zur Zeit der Aufklärung hatte man die neutestamentlichen Schriften, speziell die Evangelien,<br />

biblizistisch oder fundamentalistisch gelesen und alles wortwörtlich verstanden. Das Jesusbild<br />

war dogmatisch und durch die Zwei-Naturen-Lehre bestimmt. Man verstand die Menschheit Jesu<br />

mehr abstrakt, vom Wesen des Begriffs Mensch her, als <strong>von</strong> der konkreten Geschichte her. In der<br />

Aufklärung wurde das nun anders. Zwar setzte man sich zunächst noch nicht geschichtlich mit<br />

dem Christentum und seiner Entstehung auseinander - die Aufklärung hatte eigentlich kein<br />

Verhältnis zur Geschichte, sie betrachtete sie als bedeutungslos -, aber man setzte sich insofern<br />

mit dem Christentum und seiner Entsteheung auseinander als man alles Übernatürliche leugnete<br />

und stellte damit das bisherige Jesusbild grundlegend in Frage stellte. Die Auseinandersetzung<br />

mit dem Christentum und seiner Entstehung erfolgte somit auf der Basis des Dogmas des<br />

Naturalismus. Man leugnete alles Übernatürliche oder besser jede Beziehung Gottes zur Welt<br />

und versuchte, die Wunder der Evangelien, deren Geschichtlichkeit man nicht leugnete, natürlich<br />

zu erklären.<br />

Man hielt das Wunderbare im Neuen Testament für anstößig. In einem grundlegenden Antisu-<br />

pranaturalismus oder Deismus hielt man Offenbarung und Wunder für unmöglich und griff ihnen<br />

gegenüber zu natürlichen Erklärungen.<br />

Weil die Aufklärung kein Verhältnis zur Geschichte hatte und diese für bedeutungslos hielt,<br />

setzte sie sich geschichtlich noch nicht mit dem Christentum auseinander. Aber sie leugnete alles<br />

Übernatürliche. Daher schob sie die biblischen Berichte, an deren Geschichtlichkeit sie nicht<br />

rüttelte oder nicht rütteln wollte, in den Hintergrund und schwächte die Schwierigkeiten ab. Da-<br />

her erklärte sie die Wundererzählungen als Anpassung Jesu und der Apostel an die Zeit oder deu-<br />

tete sie natürlich in teilweise recht gewaltsamer Exegese. Man geht etwa da<strong>von</strong> aus, dass das,<br />

was die Evangelien berichten, eigentlich gar keine Wundertaten sind, dass sich die<br />

Wunderauffassung vielmehr aus der Tatsache erklärt, dass die Evangelisten und die Jünger Jesu<br />

Nebenumstände übersahen oder Zwischenglieder ausließen und gar keine Wunder überliefern<br />

wollten, dass das Verständnis dieser Tatsachen als Wunder vielmehr auf Missverständnissen<br />

beruht. So wird die Brotvermehrung etwa gedeutet, indem man sagt, Jesus habe die ermüdeten<br />

und hungrig gewor-denen Massen, die ihm gefolgt waren, aufgefordert, sich niederzulassen und

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