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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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112<br />

Heute sieht man das Problem allerdings teilweise ein wenig differenzierter. So etwa der jüdische<br />

Theologe Gershom G. Scholem, wenn er den entscheidenden Unterschied zwischen Juden und<br />

Christen in dem in dem Begriff des Messianismus enthaltenen Erlösungsbegriff sieht. Er schreibt<br />

in seinem Buch AThe Messianic Idea in Judaism and other Essays of Jewish Spirituality@: ADas<br />

Judentum hat immer und überall die Erlösung als ein öffentliches Ereignis betrachtet, das sich<br />

auf der Bühne der Geschichte und innerhalb der jüdischen Gemeinde vollziehen soll ... . Im<br />

Gegensatz dazu betrachtet sie das Christentum als ein Ereignis, das in einem geistlichen und<br />

unsichtbaren Bereich stattfinden soll, als ein seelisches Ereignis innerhalb der persönlichen Welt<br />

des Einzelnen@ 239 .<br />

Dieses Verständnis des Christentums ist nicht ganz falsch. Es artikuliert in jedem Fall eine<br />

wichtige Seite des Christentums, vielleicht gar die entscheidende, aber auch für das Christentum<br />

gibt es den öffentlichen Aspekt der Erlösung, den Weltauftrag der Erlösten. Darauf haben schon<br />

immer wieder die Kirchenväter in alter Zeit hingewiesen. Augustinus widmet dem öffentlichen<br />

Aspekt der Erlösung sein Hauptwerk ADe civitate Dei@.<br />

Der Messianismus ist die Klammer zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Im Alten<br />

Testament begegnet uns der Terminus AMessias@ sechsunddreißigmal, sehr häufig in den<br />

Samuelbüchern und im Buch der Psalmen. Hinzu kommen die zahlreichen Umschreibungen<br />

dieser Idee 240 . Der Messias ist zunächst einfach der König, der bei der Thronbesteigung gesalbt<br />

wurde. Erst in den Psalmen wird der Davidskönig der Zukunft als Messias bezeichnet (Ps 17<br />

bzw. 18 und Ps 18 bzw. 19). Man darf darin einen Hinweis darauf sehen, dass der Messianismus<br />

ursprünglich nicht politisch akzentuiert war, dass er seine Wurzeln im Glauben an die alles<br />

wiederherstellende Macht Jahwes hat. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass<br />

dem Messias Akeine aktive, selbständige Rolle bei der endgültigen Verwirklichung des Heils<br />

zuerkannt@ wurde. ADiese blieb allein dem herrscherlichen Geschichtshandeln Jahwes vorbe-<br />

halten@ 241 . Letztlich ist es Gott selbst, der kommt, und der Heilskönig der Zukunft ist die welt-<br />

1.<br />

239 Gershom Scholem, The Messianic Idea in Judaism and other Essays of Jewish Spirituality, London 1971,<br />

240 Henri Cazelles, Alttestamentliche Christologie. Zur Geschichte der Messiasidee, Einsiedeln 1983, 18.<br />

241 Adolf Kolping, Fundamentaltheologie II, Münster 1974, 223 f.

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