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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Jesus, um den historischen Jesus, nicht um den Christus des kirchlichen Glaubens. Dabei werden<br />

dann die verschiedensten Züge hervorgehoben: Jesus, der Freund, der die Menschen liebt, sie<br />

befreit und ihrem Leben einen Sinn gibt, der Anwalt der Armen, der Sünder und der Randsiedler,<br />

der Kritiker des Bestehenden, der religiösen Praxis, des Formalismus, der Routine und der<br />

Gesetzlichkeit, in der die religiöse Leistung zum entscheidenden Kriterium wird und in der Gott,<br />

die eigentlich Mitte, vergessen wird 447 .<br />

Es gibt noch weitere Züge am Menschen Jesus, die hier erwähnt werden, wie sein selbstloses<br />

Dasein für andere, seine radikale Liebe zum Nächsten, seine exemplarische Identität <strong>von</strong> Lehre<br />

und Leben, seine Treue zu seinem Auftrag und die Unbeirrbarkeit seines Herzens als Ver-<br />

wirklichungen höchster menschlicher Möglichkeiten. Solche Beobachtungen konvergieren in<br />

nicht wenigen Fällen, wie es bei Jaspers ausdrücklich geschieht, in der Erkenntnis, dass Jesus als<br />

der Mensch schlechthin qualifiziert wird. Jaspers nennt ihn den maßgebendsten Menschen. Von<br />

daher kommt Jaspers zumindest in die Nähe der Aussagen des christlichen Glaubens. Dabei wird<br />

allerdings in der Regel das eigentliche Anliegen Jesu, sein religiöses Anliegen, übersehen und<br />

die metaphysische Wirklichkeit seiner Person nicht gewürdigt.<br />

Immerhin sind solche positiven Aussagen ein Anknüpfungspunkt für das Gespräch über Jesus.<br />

Theologisch erweist sich darin, dass - wie es Joh 1,9 heißt - der Logos jeden Menschen erleuch-<br />

tet, der in diese Welt kommt.<br />

Die Bejahung solcher positiven Ansätze, die Väter sprechen <strong>von</strong> den Aλoγoι σπερµατικoι@, darf<br />

jedoch nicht dazu führen, dass man die Augen vor den Differenzen verschließt. Ihre Bejahung<br />

und Würdigung erweist sich aber als typisch katholisch im Sinn des Wortes Aκατ= ολov@. In<br />

diesem Geist verstanden jedenfalls Clemens <strong>von</strong> Alexandrien, Origenes, Thomas <strong>von</strong> Aquin und<br />

mit ihnen viele andere das Wesen der Katholizität.<br />

Man darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen, dass die <strong>von</strong> Jesus in der Gegenwart<br />

ausgehende Wirkung nicht möglich und nicht denkbar wäre ohne die Kirche 448 , dass das<br />

447 Vgl. auch die Deutung Jesu im Marxismus.<br />

448 Heinrich Fries, Zeitgenössische Grundtypen nichtchristlicher Jesusdeutungen, in: Wer ist doch dieser?<br />

Die Frage nach Jesus heute, hrsg. <strong>von</strong> Joachim Gnilka, München 1976, 89. Dieser Aufsatz erschien zuerst in:

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