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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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oder Freier@ (Kol 3,11).<br />

4. Die messianische Erwartung.<br />

253<br />

a) Messianische Vorstellungen im Spätjudentum.<br />

Im Spätjudentum war die Heilshoffnung Israels vielgestaltig und verschiedenartig. Wir sprachen<br />

bereits da<strong>von</strong> im Zusammenhang mit den Zeichen der Göttlichkeit an der alttestamentlichen<br />

Jahwe-Religion. Entweder war sie kollektiv mit Bezug auf Israel als Ganzes oder individuell mit<br />

Bezug auf einen einzelnen Heilsträger. Kollektiv begegnet sie uns etwa in Dan 7, individuell in<br />

dem 17. salomonischen Psalm sowie im äthiopischen Henoch-Buch (70 v. Chr.) und dem 4.<br />

Esra-Buch im ersten christlichen Jahrhundert.<br />

Entweder war die Heilhoffnung apokalyptisch oder diesseitig. Apokalyptisch ist sie in Dan 7 wie<br />

auch im äthiopischen Henoch-Buch und im 4. Esra-Buch. Diesseitig war die Messias-Hoffnung<br />

in gewisser Weise, sofern sie sich auf einen endzeitlichen Davididen richtete, speziell in<br />

Pharisäerkreisen (17. salomonischer Psalm; Apg 1,6). Die Pharisäer waren ablehnend gegenüber<br />

den apokalyptischen Konventikeln und ihren Hoffnungen. Dabei wollten sie dem Messias den<br />

Weg bereiten durch gewissenhafte Befolgung des Gesetzes, so gewissermaßen die<br />

Gottesherrschaft herbeizwingen. Allerdings wird der Zeitpunkt der messianischen Ära <strong>von</strong> Gott<br />

bestimmt. Man dachte hier also eher an ein irdisches Paradies, aber als Theokratie, wobei der<br />

Wunsch, aus Sünde, Tod und ewiger Verwerfung erlöst zu werden, zurücktrat. Die Zeloten<br />

wollten mit Gewalt den Weg für die Theokratie bereiten durch den Sturz der Römerherrschaft.<br />

Es geht in allen Fällen um den Herrschaftsanspruch Gottes, insofern ist die Vorstellung des<br />

messianischen Reiches nie rein politisch, sondern immer religiös oder, wenn man so will, tran-<br />

szendent.<br />

Wurde der individuelle Heilsträger in der Regel als Sohn Davids angesehen, so kannte man aber<br />

auch einen aaronitischen Messias. Da<strong>von</strong> ist speziell in der Regel der Qumran-Leute die Rede,<br />

wo man zwei Messiase, zwei messianische Heilsgestalten erwartete, denen außerdem noch ein<br />

Prophet vorausgehen sollte mit Berufung auf das Alte Testament. Der priesterliche Messias ist,<br />

gemäß der kultischen Struktur der Qumran-Gemeinde, der erste <strong>von</strong> beiden, während der<br />

königliche Messias speziell eine kriegerische Aufgabe hat und dabei durch den priesterlichen<br />

Messias angefeuert wird. Beide sind aber nicht übermenschliche Gestalten, sondern eine

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