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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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306<br />

Großer sein will, der werde euer Diener@ (Mk 10,43). Jesus hat nicht nur selber auf das<br />

Bedientwerden durch seine Jünger verzichtet, sondern er ist darüber hinaus selber der Diener<br />

aller geworden. Mit Berufung auf das Jesus-Wort: AWer ist denn der Größere, der zu Tische liegt<br />

oder der, der auf-wartet? Ist es nicht der, der zu Tische liegt? Ich aber bin in eurer Mitte wie ein<br />

Diener@ (Lk 22,27), hat man sogar die Meinung vertreten, Jesus habe bei den gemeinsamen<br />

Mahlzeiten mit den Jüngern selber den Tischdienst geleistet 638 . Jesus unterscheidet sich dann<br />

aber auch grund-legend <strong>von</strong> den Rabbis seiner Zeit, wenn seine Lehre nicht nur Auslegung eines<br />

autoritativ vor-gegebenen heiligen Textes ist, wenn in ihm vielmehr Adie Wirklichkeit Gottes und<br />

die Autorität seines Willens unmittelbar ist@, wenn sie in ihm Ereignis wird, wenn er den<br />

Wortlaut des Geset-zes “an dem unmittelbar gegenwärtigen Willen Gottes“ misst 639 .<br />

Seine Auslegung des mosaischen Gesetzes ist ganz anders. Teilweise ist sie Kritik und teilweise<br />

sogar Aufhebung des Gesetzes 640 um des ursprünglichen Gottesgebotes bzw. um der Reinheit der<br />

Gesinnung willen. Er beansprucht, die uneingeschränkte Autorität des Mose zu überbieten, wenn<br />

er das Gesetz und die vielen Ausführungsbestimmungen, die Überlieferung der Alten, einfach<br />

auf das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe zurückführt. Auch dafür gab es bereits Ansätze,<br />

wenn man in bestimmten Kreisen der jüdischen Gesetzesausleger versuchte, die Vorschriften der<br />

Thora in erleichternden Kompendien anzubieten 641 . Aber ganz anders ist der Modus bei Jesus.<br />

Der protestantische Exeget Ernst Käsemann schreibt: AJesus hat mit einer unerhörten<br />

Souveränität am Wortlaut der Thora und der Autorität des Mose vorübergehen können@ 642 . Dem<br />

kann man nur zustimmen.<br />

Wenn Jesus souverän über das alttestamentliche Gesetz, das als Offenbarung des Willens Gottes<br />

638<br />

Heinz Schürmann, Der Abendmahlsbericht Lukas 22,7-38 als Gottesdienstordnung - Gemeindeordnung -<br />

Lebensordnung, Paderborn 1957, 70-72.<br />

639 Günter Bornkamm, Jesus <strong>von</strong> Nazareth, Stuttgart 1956, 52 bzw. 51 f und 88.<br />

640 Herbert Braun, Spätjüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus, Jesus <strong>von</strong> Nazareth und die<br />

essenische Qumransekte I: Das Spätjudentum; II: Die Synoptiker, Tübingen 1957.<br />

641 Klaus Berger, Die Gesetzesauslegung Jesu. Ihr historischer Hintergrund im Judentum und im Alten<br />

Testament, Teil I: Markus und Parallelen, Neukirchen 1972, 137-142.<br />

642<br />

Ernst Käsemann, Das Problem des historischen Jesus, in: Exegetische Versuche und Besinnungen I,<br />

Göttingen 4 1965, 187-214, hier: 208.

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