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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Zeitgenössische Zeugnisse für ihr Wunderwirken fehlen, aber spätere Zeiten schreiben sie ihnen<br />

zu und gestalten sie phantastisch, oft kindisch und zuweilen sogar unmoralisch aus.<br />

Bei Jesus gehören die Wunder <strong>von</strong> Anfang an zu seiner Person. Worte und Taten lassen sich in<br />

seinem Leben nicht <strong>von</strong>einander trennen. Die Letzteren sind grundsätzlich die Anwendung der<br />

Ersteren. Die wunderbaren Taten sind Zeichen der Basileia-Verkündigung sie veranschaulichen<br />

diese gleichsam.<br />

Das Wunderwirken wird den religiösen Gestalten der Geschichte in der Regel nach ihrem Tode<br />

zugesprochen Nach ihrem Ableben umgibt man gern die Großen der Geschichte mit göttlichen<br />

Ehren und schmückt ihr Leben mit Wundern aus. Das gilt auch für den griechischen Philosophen<br />

Pythagoras. Dieser war im 6. vorchristlichen Jahrhundert auf der Insel Samos geboren und später<br />

nach Unteritalien ausgewandert, wo er 532 v. Chr. in Kroton eine Art <strong>von</strong> geistlichem Ritteror-<br />

den begründet hat, dessen Mitgliedern er die Pflege der Wissenschaften, speziell der Mathematik<br />

und der Philosophie, sowie asketische Zucht, eine gewisse Gütergemeinschaft, die Wahrung des<br />

anvertrauten Geheimwissens und die Unterwerfung unter die Autorität des Meisters zur Pflicht<br />

gemacht hat. Nach seinem Tod wurde ihm die Präexistenz und eine ausgedehnte Wundertätigkeit<br />

zugeschrieben.<br />

Was da<strong>von</strong> zu halten ist, wird deutlich, wenn wir weder aus der Hand des Pythagoras selber<br />

noch aus seinem Jüngerkreis Aufzeichnungen besitzen. Alles Biographische über seine Person ist<br />

späteren Ursprungs. Es waren die Pythagoräer, die Mitglieder seiner Schule, die den Meister<br />

wegen seiner Weisheit mit göttlicher Würde umgeben haben.<br />

Man hat Jesus und sein Wunderwirken relativieren wollen, indem ihn in Parallele gesetzt hat zu<br />

Apollonius <strong>von</strong> Tyana und zu dessen Wunderwirken. Bei diesem Apollonius handelt es sich um<br />

einen Wanderprediger, um einen Magier und Wundermann, der um 3 n. Chr. in Kappadozien<br />

(Tyana) geboren wurde und um 97 in Ephesus gestorben ist. In Syrien hat er große Verehrung<br />

genossen. Der römische Kaiser Caracalla (211-217) hat ihm ein Denkmal errichtet. In Wirk-<br />

lichkeit ist er der tragische Held eines phantastischen Romans. Diesen Roman hat Flavius Philo-<br />

stratus im Auftrage der Kaiserin Julia Domina, Mutter des Caracalla (+ 217 durch Selbstmord),<br />

um 220 geschrieben. Dadurch wurde erst die eigentliche Verehrung verursacht.

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