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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Jesus hat die Erfüllbarkeit der Gebote Gottes vertreten. Das Gebot ist nach Jesus nicht dafür da,<br />

dass es die Sündigkeit des Menschen zeigt, wie es der reformatorische Fiduzialglauben meint.<br />

Das ist jedenfalls die Überzeugung des historischen Jesus. Jesus hält die Thora für erfüllbar, und<br />

zwar nicht nur dem Buchstaben nach, sondern auch gemäß der ursprünglichen Absicht Gottes.<br />

Die Erfüllung der Gebote ist die Vorbedingung für die Erlangung des eschatologischen Heils<br />

(Mk 10,17-22). Einerseits ist das Handeln des Jüngers eine Folge des anbrechenden Heils,<br />

andererseits ist es die Vorbedingung für die Erlangung des eschatologischen Heils. Die göttliche<br />

Forderung steht für Jesus zwischen dem angebotenen und sicher kommenden Heil und dem<br />

Gericht, das den trifft, der das Gute nicht tut. Auch hierin verkündet Jesus keinen anderen Gott,<br />

als ihn die Pro-pheten predigten.<br />

Weil der Mensch zum Guten verpflichtet ist und es auch tun kann, deshalb kann er auch Sünder<br />

werden und den Willen Gottes verfehlen, unter Umständen endgültig. - Im Kontext der Verkün-<br />

digung Jesu wird die Sünde als Verfehlung gegen das göttliche und gegen das menschliche Ge-<br />

setz verstanden. Auch die kultischen und rituellen Vergehen werden als Sünde verstanden. Sünde<br />

wird, um es begrifflich auszudrücken, als Abkehr <strong>von</strong> Gott, dem Herrn der Schöpfung, und als<br />

ungeordnete Hinkehr zu irgendwelchen Geschöpflichkeiten verstanden, die egoistische Hin-<br />

wendung zu den eigenen Interessen (aversio a Deo et conversio inordinata ad creaturam). Das<br />

Sündenbewusstsein hängt mit dem Gottesbewusstsein zusammen. Es ist symptomatsch, wenn<br />

auch bei Christen vielfach nur noch der Verstoß gegen die Rechts- und Freiheitssphäre des Mit-<br />

menschen als Sünde verstanden wird. Das war bei Jesus anders. Sünde ist für Jesus Widerspruch<br />

zum göttlichen Willen, damit eine erschreckende Realität. Wenn Jesus die Forderung zur Um-<br />

kehr an alle richtet Lk 13, 3. 5, vgl. Joh 8, 7), wenn alle um Vergebung bitten müssen (Lk 11, 4<br />

par Mt 6,12 = Q), so ist damit indirekt angesprochen, dass alle Sünder sind, dass, wie es im<br />

Römerbrief heißt Akeiner gerecht ist, auch nicht einer@ (Röm 3,10). Auch die Gerechten sind<br />

Gottes Schuldner (Lk 17, 7-10; 18, 9-14). ANiemand ist gut außer Gott allein@ (Mk 10, 18).<br />

Mk 7, 21 f haben wir eine Aufzählung <strong>von</strong> bedeutenden Sünden. Es handelt sich dabei vermut-<br />

lich um den Lasterkatalog eines urchristlichen Predigers, analog den hellenistischen Lasterkata-<br />

logen, aber sachlich entspricht er sicher der Wertung Jesu. Für ihn sind Sünder teils Leute, deren<br />

unmoralischer Lebenswandel bekannt ist (Mörder, Räuber, Betrüger), teils solche, die einen un-<br />

ehrenhaften oder stark zur Unehrenhaftigkeit verlockenden Beruf ausüben. Die synoptische

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